Mittelmeer-Ultranano

  • Hallo zusammen,


    das Problem ist, dass viele Spurenelemente, nachdem sie mal als Carbonate oder Sulfat beim Eindampfen gefällt wurden, sich nicht mehr lösen sondern nur noch das Wasser trüben. Vom natürlichen Meerwasser wird in Salzen wohl vor allem das NaCl verwendet, das stammt ansonsten bei anderen "synthetischen" Meersalzen aus dem fossilen Zechsteinmeer.


    Das Problem mit solchen vollständigen Wasserwechseln ist nicht, dass Spurenelemente fehlen, es ist, dass die Spurenmetalle, insbesondere Kupfer, nicht organisch gebunden sind. In einem biologisch eingefahrenen Aquarium sind diese Spurenmetalle von Komplexbildnern gebunden, die von Bakterien und Cyanos ausgeschieden werden. Kupfer ist im natürlichen Meerwasser zu >>90% auf diese Weise komplexiert und entgiftet. Simpel gesagt ist frisches Meerwasser aus Salz aggressiv, natürliches Meerwasser nicht. Das macht den Unterschied bei so großen Wasserwechseln.


    Grüße


    Hans-Werner

  • Hans Werner:


    Danke für diese sehr kompetente Antwort in Kurzform! Ich erinnere mich daran, in einer Fachzeitschrift mal einen Artikel mit dem Titel "Salzwasser oder Salzlauge?" gelesen zu haben. War der damals von Dir?
    LG, Sven!

  • Hallo Friends,


    auch hier in der Insel haben wir im Südosten fast permanent um und über 30 Grad. Bislang hat es mein Glaserl insagesamt gut gepackt. Die einzigen Verluste hatte ich bei den Algen. Rotalgen sind komplett verschwunden und sogar der Seesalat, der aus dem Gestein sprosste hat sich komplett verabschiedet.


    Nochmal zum aktuellen Besatz: vier Anemomen (drei Arten), ein Stein mit Dreikantwürmer bewachsen, die ebenfalls noch (zumindest soweit erkennbar bei den kleinen Tentakelkronen) leben. Schnecken wurden vom Taschenkrebs-Baby weggehauen. Der hatte jetzt seine zweite Haeutung und kommt kommendes Wochenende wieder in die See.


    Kann da zwar nix messen, hab aber den Eindruck, dass die Sauerstoffsaettigung recht gut ist (obwohl die Temperatur jetzt zum Nachmittag hin bei rund 27 Grad liegt. Auf Bodengrund verzichte ich komplett. Die beiden Steine sind direkt am Glas. Wasserwechsel besteht aus wegsaugen der Abfallstoffe. Dadruch gibt es nirgends etwas fauliges, was den Sauerstoff verzehren könnte. Der Taschenkrebs könnte bei Sauerstoffmangel aus dem Wasser, weil ich einen Stein als Rettungsinsel aus der Oberflaeche ragen lassen. Er war aber auch morgens, vor Anknipsen der LED noch nicht draussen. Auch das ein Hinweis für mich, dass o2 noch passen müsste.

  • Faszinierend! Ich hätte nicht gedacht dass die Wachsrose und die Pferdeaktinien sich auf kleinstem Raum vergesellschaften lassen. Da überlege ich ob ich übernächste Woche nicht doch noch eine Wachsrose aus Kroatien mitnehme für mein 60l-Mittelmeer. Allerdings befürchte ich, dass ich dann bald keine Garnelen mehr habe :rolleyes:


    Viele Grüße!

  • Hallo Leute,


    ist ja bisschen müde geworden in der Kaltwasserabteilung. Schade eigentlich, ist doch so ein spannendes Thema ...


    Wollte die Forenmitglieder mit einem Update meines Glases beglücken. Ist in diesem Set Up jetzt knapp 1 Jahr am laufen. Bodengrund ist wieder drin. Sonst ist alles beim alten. Ende letzten Sommers kam noch ein Felskuesteneinsiedler und ein graue Porzellankrabbe dazu. Bislang sind alle weiter fröhlich. 2-wöchiger Wasserwechsel, ausser LED keine weitere Technik. Alles in der Balance ...

  • Hi Harald & Alex, danke für das Feedback!

    Das Glas ist wirklich nichts besonderes. Nach Abzug des Volumens der vom Stein-Scaping eingenommen wird, ist weniger als 1 Liter Wasser drin. Ich bevorrate das Original-Meerwasser und stelle fest, dass es auch nach mehreren Monaten noch für den Wasserwechsel taugt.

    Die Bewohner sind zwar alle auch im Mittelmeer zu finden, tatsächlich ist das derzeitige Setup aber aus dem English Channel....

  • Ob Mittelmeer oder English Channel, hauptsache Kaltwasser =) Man sieht dass es auch mit einfachen Mitteln geht, wenn ich an mein 12 Liter Mittelmeer damals denke, da hatte ich noch nicht einmal Lebendgestein drin!


    Ist das ein Asterina-Seestern, der auf dem Bild (unten auf dem Stein) zu sehen ist?

  • genau, ein Asterina-Seestern (aus Cornwall) ist seit Juni letzten Jahres drin, noch 2 Kreiselschnecken und eine Kaeferschnecke. Auf dem flachen Gestein tummeln sich nach wie vor kleine Roehrenwuermer. Und noch ein Seemannsliebchen (seit 14 Monaten) Was mich mit am meisten fasziniert, ist dass es kein Futter von aussen gibt. Es ist noch eine kleine Kolonie Seesalat drauf. An die geht der Einsiedler manchmal, allerdings mit wenig Lust. Der Rest geht nach dem Prinzip kleiner Algen und Zooplankton als Nachrungsgrundlage, welches immer gut im Glas vertreten ist. Wenn der regelmaessige Wasserwechel nicht waere, fast schon ein geschlossener Kreislauf....

  • nee, hab es ne Zeit gemacht. Aber das Ergebnis war recht schnell dunkler Schnodder auf Sand und Gestein. Und glücklicher als jetzt sahen die Anemonen auch nicht aus. Auf Gestein und Scheiben ist stets kleinstes Zooplankton gut sichtbar. Durch Original Meerwasser kommen vermutlich auch immer wieder neue Stämme rein. Begreife das ganze mittlerweile mehr als Gesamtorganismus, der davon lebt, dass eine recht hohe Dichte an Organismen ausreichend Dünger für die anderen Bewohner herstellt.


    Hab noch einen Bewohner unterschlagen. Eine Asselspinne, vermutlich Endeis spinose ist auch noch drin. In der Literatur wird behauptet, dass sie zB an Anemonen saugt. Hab sie da auch manchmal etwas im Verdacht. Aber selbst wenn, scheinen das so geringe Mengen zu sein die abgesaugt werden, dass die Anemonen davon nicht sichtbar geschaedigt werden.


    Das einzig kritische werden vermutlich die Hitzewellen. Das könnte durch geringere Sauerstoffsättigung einige wichtige Stämme absterben lassen. Vielleicht wird das auch die graue Porzellankrabbe an ihre Grenze bringen. Der Einsiedler könnte atmosphärisch atmen, so wie in sommerlich überhitzten Rockpools, aber das ist glaub ich in der Programmierung der Krabbe so nicht drin....


    Allerdings hat man mit so einem kleinem System auch meist eine Umzugsoption für heisse Tage. Zumindest wenn man auf dem europäischen Festland wohnt, wo es Keller gibt. Hier in England wurden die leider noch nicht erfunden. Mal sehen, was der Sommer bringt ...