Wie hältere ich Algen (Tange, Rotalgen usw.) im Nordseeaquarium richtig?

  • Hallo Zusammen,
    ich glaube es ist hier ja schon allgemein bekannt, dass ich ein Nordseeaquarium besitzte.
    Alles läuft im Moment wunderbar, ich muss zwar noch die Wasserwerte messen und es sieht jetzt nich gerade ordentlich aus, den Tieren jedoch
    geht es gut.


    Doch an manchen stellen werden meine so tollen Rotalgen weiß! Verlieren sie die Chloroplasten oder Phycobiline?
    Wer kann mir Antwort geben?


    Jetzt zum eigentlichen Thema des Threats:
    Kann mir jemand Tipps geben, wie man vielleicht Tange und andere Nordseealgen hältert ohne das sie nach ein paar Wochen sofort eingehen?
    Ich dachte da jetzt z.B. an Kammtang, Blasentang aber auch Meersalat.

  • Hallo Severin,


    weiße Stellen oder weiße Blätter habe ich bei der Rhodophyllis (meintest du die?) bis jetzt noch nicht gehabt,
    eher hier und da mal ein blaßrot oder hellgrünes Blatt. Keine Ahnung...


    Ich war gerade auf deinem Blog und fand die Lampen überm Becken ganz schön gelb/zu dunkel?
    Kann jetzt wegen des Weißabgleichs der Kamera aber auch täuschen.
    Eine stinknormale Osram 860 Tageslicht mit Reflektor würde da bestimmt
    schon was reißen. Meersalat kann es zum Beispiel gar nicht hell genug haben.


    Generell ist es gut, wenn die Algen an einem Stein festgewachsen ins Becken kommen.
    (jetzt die Rhodophyllis mal außen vor gelassen, die wächst eigentlich an alles an)
    Ich hatte mit losem Tang nie Glück.


    Nährstoffe/Spurenelemente sollten durch Fütterung/WW bei dir eigentlich passen.


    Bye
    Edwin

  • Hi Severin,
    hab zwar keine Nordseebecken Erfahrung, aber vom Mittelmeer und dem Tropischen weiß ich das viele Algen sehr sauberes Wasser und viel Licht benötigen.
    Algen werden zwar gerne zur Nährstofflimitierung eingesetzt, aber das geht nur mit wenigen Arten.
    Die meisten bevorzugen sauberes, strömungsreiches Wasser und ausreichend Licht.
    Gilt auch für Seegras.
    Umso erstaunlicher, daß Seegras früher zur Standardausrüstung gehört hat, aber heute kaum haltbar ist ( oder als solches gilt ).


    Abgesehen davon sind viele Arten auf Spurenelemente angewiesen. Da diese oft in Becken verbraucht werden, kümmern die Algen dann, und gehen ein....


    Viel Erfolg,
    Wolfgang

  • Hallo Severin,
    ich hatte vor einiger Zeit eine Mail von Dr. Schygula, der in der Uni Rostock die Zucht der D. sanguinea für eine wissenschaftliche Studie betraut. Ich habe von ihm eine Rezeptur und einige Anleitungen zur Pflege dieser Alge, wie sie in dem Institut praktiziert wird um eine einigermaßen hohe Ausbeute zu bekommen. Die Rotalge, die mit zu den schönsten Rotalgen gehört, hat sehr spezielle Ansprüche an Licht, Ernährung, Temperatur usw. Ich habe mir am Telefon eine Niederschrift gemacht und hoffe das ganze einigermaßen komplett zu haben. Die Umsetzung ist für mich im Moment noch nicht möglich...
    Was die Tange betrifft, sind sie für die Aquarienbedingungen indoor sehr schwierig haltbar, im Freiland geht das ganze besser. Vermutungen zum Bedarf an 5% UV-A Licht sind vermutlich der Grund, warum es im Aquarium nicht funktioniert. Und sie haben einen sehr großen Nährstoffbedarf, der im Aquarium nur schwierig mit einer angestrebten Wasserqualität vereinbar ist, abgesehen davon, dass im Aquarium bestimmte Nährstoffe durchaus sehr schnell limitiert sein können. Dann kommt noch dazu, dass scheinbar viele Algen von Kleingetier profitieren, in dem Epiphyten und Phytoplankton erheblich reduziert werden, was in der Natur sonst eine erhebliche Verschlechterung des Lichtangebotes und Zunahme der Sedimentation zur Folge hätte. Die nährstoffreichen Boddengewässer an der Ostseeküste sind das beste Beispiel, welche Folgen das Fehlen der Makrophyten auf die Gewässer haben. Genau dieses Kleingetier fehlt im Aquarium oder ist in seiner Zusammensetzung stark verändert.
    Deine Fragenstellung ist aus meiner Sicht derartíg komplex, dass man eigentlich mit wenigen Worten nur sehr pauschale Antworten geben kann.
    In der Praxis mache ich folgendes: ich suche mir in einem Gebiet mit Algenwuchs einige Gesteinsstücke und setze die mir in das Aquarium. An Molen und Buhnen bildet sich immer ein kleiner Hotspot an Organismen und wenn da was lose liegt nehem ich mir das mit, in der Hoffnung einige Algen kommen auf. Was auch sehr gut ist, wenn Du Dir ein kleines Muschelnest an Miesmuscheln mitnimmst, denn dort sitzen sehr viele Aufsiedler und man hat die Chance einiges groß zu bekommen. Ich hatte bisher immer Glück mit den sehr feinfiedrigen Rotalgen, die sich auch bei höheren Temperaturen bis 20° ganz gut in Kultur halten. Bei Seegras ist es gut, wenn man zu Beginn der Vegetationsperiode einiges Material entnimmt; es gibt in unseren Gewässern eine klein bleibende Art. Es benötigt sehr viel Licht und einen Bodengrund, den man am besten mit den Rhizomen entnimmt. Das ganze in eine Kulturschale und wenns geht keine Strömung in das Seegras reinmachen, sonst gibt es Fitz. Auch hier ist einiges an Getier erforderlich, was den Bodengrund besiedeln sollte wie die Oligachaeten sowie Gammariden und Asseln. Die Würmer findet man, wenn man Steine dreht oder den Bodengrund aussiebt.
    Ach ja noch was, Klippenbarsche sind nicht untereinander vergesellschaftbar, auch nicht als Jungtiere.
    LG Paul

  • Hallo Severin,
    wieviele Palaemon möchtest Du? Ich habe die meinigen bei 1.016 in Pflege aber die können durchaus höhere Dichte und Temperatur ertragen, bei denen sie sích immer noch fortpflanzen. Da könnte ich Dir einige Tiere überlassen.
    Falls Du fangfrische heben möchtest, dauert das noch bis Ende erste Maiwoche und die musst Du Dir dann an Dein Aquarium anpassen. Da würde ich Dir welche zuschicken.
    LG Paul

  • Hallo Severin,
    leider hat es nicht geklappt mit meiner Ostseefahrt. Ich muss Dich vertösten, denn auch von einer ablaichenden Garnele konnte ich keine Larven entdecken, ich habe wohl nicht schnell genug das Alttier entfernt. Aber ich werde Dich rechtzeitig informieren, wenn ich an die Küste fahre und das wird dieses Jahr auf jeden Fall sein! Tut mir leid, dass es nicht so geklappt hat.
    LG Paul

  • Hallo Severin,
    ich habe in meinem Ostseerefugium mal die Wasserwerte gemessen und da ich im Moment keine Ostseealgen habe, zwei tropische Arten eingesetzt; eine Caulerpa und eine Halymenia. Für die Caulerpa ist das Licht ein wenig knapp, die Rotalge scheint zu gedeihen. Die Wassertemperatur beträgt zwischen 16-17°C- vielleicht für die Caulerpa zu wenig. Das ganze hat einen gewissen Schub in dem kleinen Aquarium ausgelöst: Die spärlich vorhandenen Copepoden haben sich stark vermehrt, die Muscheln und Seepocken sind gut beienander, besser als ohne diese Algen. Was auch gut zu erkennen ist, ist das Assimilieren der Rotalge-eventuell muss noch das Wasser mehr bewegt werden. Irgendwann werde ich die Algen wieder austauschen aber im Moment warte ich noch ab, wie sich das ganze weiter entwickelt. Ach ja die Dichte beträgt 1.016.
    LG Paul
    PS da in meinem großen Aquarium kaum noch Nitrat vorhanden ist, werde ich den Abschäumer außer Betrieb nehmen und auf Rieselfilter umstellen. Der Abschäumer bleibt dann für Notfälle in Reserve oder im Winter im Betrieb, wenn die Temperatur für den Rieselfilter zu niedrig wird.