Fehlende natürliche Strahlenelemente

  • Guten Abend,


    hat sich hier schon einmal jemand mit dem Fehlen von radioaktiven Elementen in der Aquaristik befasst? Gut der Hauptteil der Aquarianer hat sein Becken im Kellermit je nach Dichtheit, mit schwankenden Radongehalten via Abschäumer deren Wiederfindungsrate im Spumat dann logischerweise nicht bei 100% liegt.
    In den Ozeanen finden sich ja unzählige aktive Nuklide die - in der Aquaristik - besonders bei synth. Salzmischungen im Handel völlig fehlen.


    Haben Mineraliensammler hier, ggf. schon einmal Versuche zur Teilungsrate mit Mineralproben im versiegelten Kunststoffbeutel mit Betafit-, Autunit-, Torbenitproben u.ä. Sammelstücken gemacht? Von besonderem Interesse wäre dahingehend die Orgelkoralle (Tubipora musica).


    Gruß


    Herbert

  • Hallo Herbert,


    es stimmt, dass sich in Meerwasser auch Thorium-232, Uran-238 und Uran-235 befinden. - Diese Radionuklide sind sehr langlebig und zerfallen über sogenannte "Zerfallsketten", also über etliche andere radioaktive Elemente langsam letztendlich zu stabilem Blei. Dabei stehen diese langlebigen Isotope mit allen Zerfallsprodukten im Gleichgewicht, es kommen also alle "Tochternuklide" in gleichen Aktivitäten wie Uran & Thorium ebenfalls im Wasser vor, darunter sind auch "alte Bekannte" wie Radium-226 und Polonium-210 und viele weitere. Dennoch ist die Konzentration von Uran/Thorium & Co im Meerwasser so gering, dass von keinerlei strahlenbiologischer Wirkung auszugehen ist. Über eine "Supplementierung" muss & sollte man sich definitiv auch keine Gedanken machen ;-).


    Den Großteil der Radioaktivität im Meerwasser (und auch im Menschen) wird von Kalium-40 verursacht, ein natürlich vorkommender Anteil in Kalium welcher ebenfalls mit sehr langer Halbwertszeit zerfällt. Kalium ist daher immer etwas radioaktiv (aber dadurch nicht gefährlich!). Dieses Kalium-40 finden wir genauso in unseren Aquarien, weswegen auch synthetisches Meerwasser nahezu genauso "radioaktiv" ist wie natürliches Meerwasser. Bei 400 mg/l Kalium liegt die Radioaktivität bei etwa 12 Becquerel pro Liter (12 Zerfälle/Sekunde).


    Viele Grüße,
    Christoph

  • Guten Abend Christoph,


    vielen Dank für die promte, profunde Antwort!
    Kalium 40 ist ja omnipräsent - davon hatte ich kunde. Dass sich dieses Zeug auch in "unserem" Meerwasser findet, nicht. Ich habe keine Angst vor Radioaktivität - nur die Dosis machts, wie schon Paracelsus erkannt hat. :rolleyes:


    Für ein ICP-MS spare ich noch - 2050 sollte ich aber soweit sein. Nachdem ich einst den Jander/Blasius in Theorie und Praxis durch hatte, schätze ich mich glücklich ein UV/VIS mein Eigen zu nennen...


    Gerne komme ich aber auf diesen analytischen neuen Quell zurück, der der Methodik wegen, wohl nicht nur auf die Meerwasseranalytik beschränkt scheint.


    Vielen Dank noch einmal für die Antwort,


    angenehmen Abend


    Herbert

  • Hallo Herbert,


    stimmt, der Paracelsus´sche Grundsatz ist noch aktuell wie im 16. Jahrhundert.


    Wenn Du dich für Kalium-40 und natürliche Radioaktivität interessierst, ist die "Banana Equivalent Dose" (https://en.wikipedia.org/wiki/Banana_equivalent_dose) interessanter Lesestoff, dabei geht es um die Dosis welche man auf Grund des Kaliums in einer Banane durch Verzehr von eben dieser "abbekommt". Auch gibt es Orte mit deutlich erhöhter natürlicher Radioaktivität, an den Stränden von Guarapari (https://de.wikipedia.org/wiki/Guarapari) sollte man etwa nicht besonders lange Sonne tanken.


    ICP-MS ist auf jeden Fall eine interessante Technik, für die Analytik von Radionukliden würde ich aber eher zur Anschaffung eines hochauflösenden (HPHe) Gammaspektrometers raten: Dieses ist was die Analytik von Radionukliden betrifft meist empfindlicher, und zudem in der Anschaffung und auch im Betrieb deutlich günstiger als eine ICP. Die Radioaktivität von Kalium-40 kann man aber auch schon mit einem normalen Geigerzähler und etwa 5 kg Kaliumchlorid eindrucksvoll zeigen.


    Viele Grüße,
    Christoph