Borstenwürmer stossen rote Flüssigkeit aus

  • Guten Morgen zusammen,


    Ich habe gestern - wie schon oft zuvor - mein Riff von Sedimenten abgeblasen und dabei bei mehrerern Borstenwürmern beobachtet, daß diese eine ziegelrote, aus kleinen Partikeln bestehende Flüssigkeit in kleinen "Wölkchen" ausgestossen haben; habe das zuvor noch nie beobachtet. Was ist das, Verteidigung, Fortpflanzung?


    Grüße


    Roland

  • Moin!


    Eine interessante Beobachtung! Sag uns bitte mehr dazu! Kamen die Würmer aus dem Lebendgestein, als Du es "angeblasen" hast? Oder waren sie schon vorher präsent?

    Ich kann nur von den Borstenwürmern der Nordsee berichten, dass sie zu bestimmten Jahreszeiten Massenhochzeiten abhalten. Dann findet man manche Arten in Unmengen tot auf. Außerdem hinterlassen sie dann ihre Geschlechtsprodukte in Form von durchsichtigen Gallerttröpfchen, welche innen farbige Blasen haben (z.B. in leuchtend Grün beim grünen Seeringelwurm).

    Sahen die Tröpfchen bei Dir auch so aus? Also außen ein durchsichtiges Säckchen, innen ein farbiger Kern?


    LG, Sven!

  • Hallo Roland,


    das war ziemlich sicher der Ausstoß von Eiern, den Du da beobachtet hast. In unseren Aquarien kann man mitunter beides beobachte, die Abgabe von Geschlechtprodukten in das freie Wasser als auch das nächtliche "Schwärmen" von Epitoken, also mit Geschlechtsprodukten gefüllten Wurm-Hinterteilen oder Würmern.


    Hallo Sven,


    diese Geschlechtsformen nennen sich Epitoken und können das ganze Tier umfassen oder nur den hinteren Körperabschnitt während der Vorderteil weiterlebt.


    Grüße


    Hans-Werner

  • Hallo,


    ich hatte schon "Wurmlarven" unterm Mikroskop. Das war bei einem neu einzufahrenden Becken, wo ich eigentlich dachte, ich hätte keine Würmer hinein gebracht. Unter dem Mikroskop stellte sich dann heraus, dass das "Animpfen" mit Wasser aus einem anderen Aquarium völlig ausreicht, um zahlreiche Würmer in das Becken zu bringen.


    Sven, warum soll man den Kaviar verschmähen, der einem ganz freiwillig in die Netze und Siebe schwimmt? Beste Öle und Proteine! Mir ist schon klar, was der Bauer nicht kennt ...


    Grüße


    Hans-Werner

  • Hans Werner:


    Gib es zu! Du willst doch nur erreichen, dass der Roland davon nascht!:ablach:

    Im Alten Testament steht drin, dass der Verzehr solcher Speisen dem Menschen ein Gräuel sein sollte.... Da bin ich wie ein orthodoxer Jude!:schimpf::angel:

    (Und sicherlich wird es die vielgepriesene Wissenschaft früher oder später bestätigen, dass auch und insbesondere Würmer mit ihrer Nahrung toxische Substanzen aufnehmen könnten. Möglicherweise sogar Stoffe, die der Mensch selbst emittiert hat. Z.B. PCB oder Säuren aus alten Batterien, Öl, etc.. Immer, wenn ich Touristen unsere ostfriesischen Hafenaustern aus dem Pazifik zeige, rate ich ihnen dringend vom Verzehr ab).

  • Im Alten Testament steht drin, dass der Verzehr solcher Speisen dem Menschen ein Gräuel sein sollte.... Da bin ich wie ein orthodoxer Jude! :schimpf: :angel:

    Ich schätze mal, die Orientalen hatten vor viel kleineren Würmern Angst.


    Die Eier der Palolo-Würmer sind sicher nicht giftiger als die von koscheren niedersächsischen Landhühnern. Bei der Gelegenheit: Hat koscher etwas mit keusch zu tun?;)


    Gruß


    Hans-Werner

  • Hallo Roland,


    die gleichzeitige Abgabe der Geschlechtsprodukte geschieht ja bei anderen Tiergruppen auch - Seegurken, Schlangensternen, Korallen, etc., aber auch die gleichzeitige Eiablage von Meeresschildkröten.


    Auch wenn es bezüglich Koordination einige wissenschaftliche Erklärungen (Versuche), wie etwa die Stellung des Mondes, gibt, vertrete ich die Meinung, dass diesbezüglich noch gar nichts geklärt ist.

    Ich sage: Wir wissen es schlich und einfach nicht.


    Ob bei Deinen Borstenwürmern eine Befruchtung (also die gleichzeitige Abgabe von Eiern und Sperma) stattgefunden hat, kann nicht gesagt werden.


    Liebe Grüße


    Harold

  • Moin!


    Da ja der Mensch bekanntermaßen von glibbrigem Schleim aus dem Meer abstammt, also unter anderem auch dem gemeinen Ringelwurm, gehe ich davon aus, dass die Würmer von Pheromonen und Hormonen gesteuert werden. So wie auch die weiblichen und männlichen Exemplare der Gattung Homo. Diese Wirkstoffe schalten dann Verstand und Resthirn aus und sorgen für die Fortpflanzung...

    Das kann man an Rolands Würmern sehen und sicherlich auch 1 zu 1 auf den Menschen übertragen.

    Da bin ich ein sozialer Darwinist...:):P;)

    roland: Na, schon ein paar Würmer vernascht? Hatten Sie ein nussig-salziges Aroma, oder waren sie eher bitter-stachlig?:saint:


    LG, Sven.

  • Natürlich, Sven, wird die Fortpflanzung (Hier also die Abgabe der Geschlechtszellen) hormonell gesteuert.

    Worauf aber beruht die Koordination, sodass es alle gleichzeitig machen, wodurch ein Erfolg ja erst möglich wird?

  • Moin Harold!


    Ja, das ist die Gretchenfrage. Und ich habe da so eine oder mehrere Hypothesen.

    Synchroner Lebenslauf:

    Die eine ist die, dass die Würmer einer Generation einen synchronen Lebensverlauf haben. Da sie alle im gleichen Habitat leben, sind die Lebensbedingungen für alle Individuen einer Aufwuchsgeneration(möglicherweise sind sie auch alle genetische Geschwister!) gleich. So wachsen und entwickeln sie sich auch synchron. Irgendwann kippt sich dann bei einem Tier ein Schalter um und veranlasst es, Pheromone zu emittieren. Das löst dann bei den anderen eine entsprechende Reaktion aus. Und die Lebensuhr der Würmer ist möglicherweise abgelaufen...

    Die Mondscheinhypothese könnte auch zutreffen; dann aber in Korrelation mit Wassertemperaturen und anderen Parametern, die wir vielleicht noch nicht kennen. Das kann man bei unseren Würmern in der Nordsee beobachten.

    Dann gäbe es da noch die Feinddruck-Hypothese: Die Feinde der Würmer haben sich auch vermehrt und der Feinddruck erzwingt das Vermehrungsverhalten. (So etwas würde ich eher bezweifeln, aber kann man es ausschließen?).

    Und da gäbe es da noch die "Wenn Du, dann ich auch" - Hypothese. Das heißt, dass die Würmer ihre Vermehrung an die anderer Rifforganismen gekoppelt haben. Das könnten laichende Korallen, Seeigel oder Muscheln sein. Und etwas damit zu tun haben, dass die Wurmlarven ja auch entsprechende Planktonnahrung benötigen, um heranwachsen zu können.

    (So etwas Ähnliches ist mir vom Helgoländer Hummer bekannt: Der schreitet zur Vermehrung, wenn sich genügend Seepocken-Nauplius-Larven im Plankton befinden, die Hauptbeute seiner Larven.)


    LG, Sven.

  • Hallo alle,


    Synchronisation kann viele Ursachen haben und kommt wohl in so gut wie allen Tier- und Pflanzenordnungen vor. In den meisten Fällen dient es der Fortpflanzung und/oder dem Nicht-Gefressen-Werden.


    Beispielsweise blühen vielen Pflanzen einer Art zur selben Zeit.

    Maikäfer treten alle 4 Jahre in größerer Zahl auf, wodurch ein geringerer Prozentsatz der Käfer gefressen werden und mehr Tiere sich fortpflanzen können.

    Manche Leuchtkäfer-Arten synchronisieren das Blinken, sodass mitunter ganze Baumreihen im gleichen Takt aufleuchten, um auf diese Weise Weibchen auch aus größerer Distanz anlocken zu können.

    Die Wölfinnen innerhalb einen Rudels werden meistens alle zur gleichen Zeit läufig (empfängnisbereit). Allerdings wird nur die Alpha-Wölfin gedeckt. Die anderen werden allerdings scheinträchtig. Wenn die Alpha-Wölfin wirft, können die anderen als Ammen einspringen (weil durch die Scheinträchtigkeit auch die Milchproduktion angeregt wird), wodurch die Welpen besser versorgt sind.


    Bei den Leuchtkäfern und den Wölfen ist sogar der Mechanismus geklärt.

    Bei Wölfen (und auch Hunden) wird der Zyklus (also das Eintreten der Läufigkeit) beschleunigt, wenn ein Tier im näheren Umfeld bereits läufig ist. Mit anderen Worten, die Läufigkeit ist quasi "ansteckend". Mit der Zeit synchronisieren sich damit die Zyklen.

    Bei den Leuchtkäfern funktioniert die Synchronisation nach dem gleichen Prinzip.


    Bei Pflanzen spiel Sonnenstand und/oder das Wetter eine Rolle als Auslöser.


    Bei den meisten synchron ablaufenden Verhalten tappt man allerdings weiterhin im Dunkeln.


    Fest steht auf jeden Fall, dass in der Evolution nichts passiert, ohne dass es für die Art einen Vorteil bezüglich Fortpflanzung gibt.

    Salzige Grüße
    Gerhard


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    "Was wir wissen, ist ein Tropfen; was wir nicht wissen, ist ein Ozean." (Isaac Newton)


    "Über andere schlecht zu reden ist schlimmer als zu stehlen, denn Gestohlenes kann man zurückgeben, Worte bleiben ausgesprochen." (jüdische Weisheit)

  • Hallo,


    bei vielen Meerestieren ist es einfach so, eine/r fängt an, die anderen machen mit. Deswegen wird bei der Zucht der Tridacnas ein Tier geopfert um die Abgabe der Geschlechtsprodukte bei den anderen Tieren auszulösen. Sven wird wahrscheinlich wieder Ähnlichkeiten zu den Menschen entdecken, der Sinn dürfte aber einfach sein, die Verluste durch Laichräuber, die nicht so viele Eier gleichzeitig fressen können und irgendwann auch gesättigt sind, zu minimieren.


    Grüße


    Hans-Werner

  • ...wieder eine Paralele zum Homo sapiens: Produziert ein Mann weniger Spermien als andere Männer, sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass er Vater werden könnte ganz enorm...

    Beim Menschen (in unseren Breiten) ist der Mai nicht umsonst der "Wonnemonat"...


    :banana::banana::banana: