Kroatien-Exkursion 2005
17. - 20. Juli
Ostküste Istriens und Beli/Cres
Es ist schon alte Tradition: Jedes Jahr fahren mein guter Freund, der Biologe und Zoohändler Christoph JUSTIN und ich für einige Tage nach Kroatien, um dort faunistisch und floristisch tätig zu sein. Das Hauptaugenmerk liegt zwar am meeresbiologischen Sektor, doch vermittelt mir Christoph jedes Mal mehr seines großen Wissens rund um die Flora des Mittelmeerraumes mit Spezialisierung auf Sukkulenten (Trockenpflanzen). So konnten wir diesmal einige Standorte seltener Campanula-Arten (Glockenblumen) lokalisieren. Am Rande der Lagunen fand sich eine große Artenvielfalt an Halophyten (Pflanzen, die salzhaltiges Wasser vertragen bzw. zum Überleben brauchen); auch hier lernte ich durch Christophs Kenntnisse viel dazu.
Jeses Mal entscheiden wir uns für einen anderen Bereich Kroatiens. So wurde von uns bis jetzt Istriens Westküste sowie die Inseln Cres und Krk bereist und untersucht. Diesmal entschieden wir uns für die Ostküste der Halbinsel Istrien mit der Option, eventuell danach noch einmal den kleinen Ort Beli im Norden der Insel Cres zu besuchen.
Am Sonntag, den 17. Juli, verließen wir um 6:30 Uhr unseren Heimatort Mödling. Diesmal mit einem zum Campingfahrzeug umgebauten alten VW-Bus. Dadurch ersparten wir uns die Mitnahme und den Aufbau eines Zeltes. Bei einem plötzlich einsetzenden Gewitter erwies uns das Fahrzeug gute Dienste. Da ein VW-Bus allerdings ein sehr behäbiges Auto ist, das eher für die Straße gebaut ist und sich in unwegsamem Gelände sehr schwer tut, war es uns diesmal nicht möglich, abgelegene Buchten über steinige Wald- und Feldwege per Auto zu erreichen. Aussichtsreiche Beobachtungs- und Fangplätze blieben uns dadurch verschlossen. Für Exkursionen in unserem Stil wird ein solches Auto daher das letzte Mal zum Einsatz gekommen sein.
Trotz eher gemächlichem Reisetempo (VW-Bus!) erreichten wir unser erstes Ziel - die Stadt Rieka mit dem angrenzenden K-u.K.-Kurort Opatia - in vorgesehener Zeit. Dort angekommen, suchten wir die nächstgelegene Badebucht. Unser Hauptaugenmerk legten wir dabei auf eine gutstrukturierte Felsküste. Warum? Nun, wir hatten noch zwei Mitreisende dabei. Und zwar zwei Tiere, die ich voriges Jahr aus Kroatien mitgebracht hatte und die nunmehr ein Jahr in meinen Aquarien gelebt hatten: eine Schlangenkopfgrundel (Zosterisessor ophiocephalus), die von 5 cm auf 16 cm herangewachsen war und ihr vorher friedliches Naturell gegen eine im wahrsten Sinn des Wortes fischliebende Lebensweise eingetauscht hatte und sich in den vergangenen Monaten die meisten meiner Schleimfische einverleibt hatte. Die zweite Beifahrerin war eine Seespinne (Maja crispata), die in meinen Aquarien einige Häutungen durchgemacht und dementsprechend an Größe zugenommen hatte. Da ich beiden Tieren nicht mehr ausreichend Platz zur Verfügung stellen konnte, hatte ich mich entschlossen, sie in ihre Heimat zurückzubringen. Und da waren wir nun. Für die badenden Touristen sicher ein kurioses Bild: Mit zwei Plastikboxen in den Händen stiegen wir zur Bucht hinab. Wir öffneten die Behälter und verglichen die Temperatur des Transportwassers mit der des Meeres. Nachdem der Unterschied Dank der Styroporbox, in der wir die Behälter gelagert hatten, nur ein geringer war, verabschiedete ich mich von meinen Gästen und entließ sie in die Freiheit. Beide suchten sofort Deckung zwischen den Steinen und waren verschwunden. Mein Gefühl dabei war ein seltsames, jedoch schönes ... anstatt Tiere für die Gefangenschaft zu jagen, ihnen wieder ihre Freiheit zu geben.
Danach ein kurzer Cafe und dann ging es weiter an die Ostküste Istriens. Wir steuerten den Campingplatz Marina beim kleinen Ort Duga Luka an. Und wir verloren keine Zeit, sondern begaben uns gleich ins Meer. Nun, um es vorwegzunehmen: aufregend war die Unterwasserlandschaft dort nicht. Massenhaftes Auftreten des Steinseeigels (Paracentrotus lividus), entsprechend wenig Vegetation und Aufwuchs an den Steinen. Vor allem der Boden bestand aus blankem Fels, sodass die wenigen Seegurken der Art Holothuria tubulosa an den Wänden hingen - eine Verhaltensweise, die man nur selten beobachten kann. An Fischen fanden sich einige wenige Schleimfischarten, diese allerdings in großen Populationen und - wahrscheinlich wegen der Gewöhnung an die zahlreichen Badenden - überhaupt nicht scheu. Folgende Arten konnten wir beobachten: Gestreifter Schleimfisch (Parablennius gattoruginae), Blutstriemen-Schleimfisch (Parablennius sanguinolentus), Geweih-Schleimfisch (Parablennius zvonimiri), Adria-Schleimfisch (Lipophrys adriaticus), Gelbwangen-Schleimfisch (Lipophrys canevae), Schwarzkopf-Schleimfisch (Lipophrys nigriceps), Dreiflossen-Schleimfisch (Tripterygion tripteronotus). Im freien Wasser natürlich verschiedene Brassen und die allgegenwärtigen Mittelmeer-Mönchsfische (Chromis chromis). Besonders die geschlechtsreifen, revierbesitzenden Männchen des Gelbwangen-Schleimfisches (Lipophrys canevae), die mit ihrer prachtvollen Färbung aus ihren Höhlen lugten, hatten es uns angetan, und wir verbrachten viel Zeit, diese putzigen Kerlchen bei ihren Balzritualen zu beobachten.

Lipophrys canevae
Kopf eines dominanten Männchens
Mit Dank an Prof. Dr. Robert PATZNER
Allzu lange hielt es uns aber nicht an diesem Platz. Wir wollten sehen, ob uns andere Orte der Ostküste mehr zu bieten hätten. Außerdem mussten wir uns ja noch einen Schlafplatz suchen. Da uns zudem noch der Hunger quälte, fuhren wir zur Stadt Labin: Auf einem Hügel steht diese uralte, hervorragend restaurierte Stadt, in der man meint, in einem riesigen Museum zu wandeln. Überall historische Bauwerke, dazwischen enge, kopfsteingepflasterte Straßen, nahezu im gesamten Stadtgebiet Fahrverbot. Ein Eldorado für jeden geschichtlich interessierten Menschen!

Ansicht der Stadt LABIN
Nachdem wir uns in einem ausgezeichnetem Restaurant gelabt hatten und die Nacht schon das Tageslicht verdrängt hatte, begaben wir uns zu unserem Schlafplatz, den wir zuvor schon ausgekundschaftet hatten. Ein kleines, abseits einer schmalen Straße gelegenes Wiesenstück. Büsche und Bäume gaben uns den notwendigen Sichtschutz. Der Tag war intensiv gewesen und hundemüde schliefen wir fast augenblicklich ein.
- Fortsetzung folgt -