Stenopus hispidus agressiv?

  • Hallo zusammen!


    Habe mir heute ein Paar Stenopus hispidus zugelegt. Hatte den Händler extra gefragt, ob die sich mit anderen Garnelen (Wudemanis, Putzer, Paddersons Partnergarnele) und kleinen Fischen (Okinawa Grundeln, LSD, Ocellaris) vertragen. Antwort: kein Problem.


    Habe die Tiere eingesetzt und dann nochmal im www gelesen :doh: :ruda: :doh: :ruda: :deppen:


    Ich konnte unterschiedliche Aussagen finden: Entweder liebe friedliche Tiere, bis frist alles auch das eingen Partnertier.
    Wie ist die Sache wirklich einzuschätzen????
    Wenn man nun zu Ergebnis kommt, die beiden Garnelen sollten schnellstens raus, wie macht man das am geschiktesten.


    LG und Danke im voraus für Antworten
    Dirk


    PS: Mit den Putzergarnelen verstehen sie sich andscheinend, auch mit den Fischen...
    Habe nur Angst um die Nemos und die Gobis, die haben sie noch nicht entdeckt.

  • Hallo Dirk!


    Naja, allzu friedlich sind Stenopus-Garnelen nicht. Was sie erwischen können, versuchen sie auch zu überwältigen. Die Frage ist nun: Was können sie erwischen. Ich denke nicht, dass sie Amphiprion ocellaris aus dem Wasser fangen. Bei kleinen, am Boden schlafenden Grundeln wäre ich da schon ein bissl skeptischer.


    Ich hielt einmal ein Paar Stenopus hispidus. Die beiden waren wunderbar, zeigten mir regelmäßig ihre Balztänze und das Männchen hatte das Weibchen untertänigst zu füttern, was es auch (bereitwillig?) tat. Eines Tages war das (wesentlich größere) Weibchen verschwunden. Was war geschehen? Nun - es hatte sich gehäutet und das Männchen hatte die Situation ausgenützt, dass der Panzer des Weibchens noch nicht ganz ausgehärtet war. Und hatte es kurzer Hand gefressen. Nun musste es niemandem mehr Futterstückchen überreichen.


    Dies soll nun aber nicht dazu führen, Scherengarnelen als mordende Bestien zu sehen. Aber Vorsicht ist angebracht. -> Hier hatten wir einen interessanten Thread von Gerrit zu diesem Thema. Liest sich wie ein Kriminalroman :-)


    Lieben Gruß


    Harold

  • Lieber Harold!


    Besten Dank für Deine Einschätzung und Deinen super Link - liest sich echt wie ein Krimi.
    Ich halte Mutter Natur für recht einfallsreich, aber ich glaube nicht, das ein Tier (egal welche,s auf der Erde oder im Wasser) aus reiner Mordlust tötet, es sei denn es ist krank "im Kopf".
    Also ernsthaft; Tiere töten doch meines Wissens nur bei Hunger, Balz- oder Revierkämpfen. Nur andere Tiere zu verletzen und sonst nicht zu verspeisen halte ich für unwahrscheinlich.


    Bin gespannt ob sich im Forum jemand findet, der einen Angriff von Stenopus auf andere (unverletzte) Tiere beobachtet hat.


    LG
    Dirk

  • Moin Dirk!
    Diese hispidus war dann krank im Kopf, wie du es bezeichnest! Die angefallenen Fische waren alle sls Raufbolde bekannte Riffbarsche und Kerngesund. Es wurde keines der Fische von dieser Garnele gefressen. Und glaube mir Hunger hat dieses Tier mit Sicherheit nicht leiden müssen, bei einer Fütterung von bis zu 6 mal am Tag!
    Wenn du es für unwahrscheinlich hälst erkläre mir das Verhalten. Nicht umsonst werden diese Garnelen in den USA nur wenig in Gesellschaftsbecken gehalten. Nur für mich, kam dieses Wissen zu spät.


    Wenn du die Foren durchsuchst, wirst du auch fündig, das dieses Verhalten nicht ungewöhnlich ist. Warum auch immer.


    Gruß
    Gerrit

    AQ: 114*60*50, 150 W HQI, 2 x 24 T5 (blau), Weichkorallenbecken mit verschieden Riffbewohnern

  • Hi Gerrit!


    Habe den ganzen Nachmittag div. Foren durchsucht.
    Und wie gesagt: ich habe unbedenkliche Aussagen und Horrormeldungen gefunden.
    Wenn mich niemand vom Gegenteil überzeugt, werde ich die Garnelen schnellstmöglich aus dem Becken holen...


    OK; wenn kein Hunger, dann Revierverteidigung oder?
    Zu wenig Platz / zu großes Revier - Dein Becken ist 342 Liter, wenn ich richtig gerchnet habe...
    Habe noch eine Theorie: einige halten nur ein Tier (warum auch immer)-vielleicht werden Einzeltiere "wundersam", wenn Sie ohne Partner sind, an dem sich sich erfreuen oder austoben können...


    Besten Dank
    Dirk

  • bei den stenopus scheint es wie in der gesamten tier- und menschenwelt friedfertige und agressive zu geben.


    da stenopus vielfach als "kampfterrier" dargestellt werden, hatte ich immer die finger davon gelassen. aber... im rahmen eines importes hatte ich am flughafen eine herrenlose, wohl fehlgeleitete box seeehr günstig ersteigert. es waren drei stenopus dabei. alles kerle. k....., was soll ich damit? vor allen dingen: wohin? mit auf die quarantänebecken verteilen? würden sie es vertragen, wenn ich zoomedica einsetzen muss? ich hatte ein 150cm becken, bis unter das dach voll mit lebendgestein. einzige chance. also erst einmal alle drei dort hinein. der zwang, die tiere dringendst versorgen zu müssen verdrängte zunächst die gedanken an mögliche konsequenzen der unverträglichkeit. räumlich entsprechend verteilt, bezogen die tiere unverzüglich versteckplätze. am nächsten tag saßen sie noch immer an deren ursprungsplatz. vorsichtige probefütterung... während zwei tiere sich jeweils ein chip holten und nebeneinander friedlich aßen, stürzte sich die dritte auf diese und trieb sie zwischen die steinaufbauten.´und sammelte alle futterbrocken ein. sehr egoistisch... sobald eine der anderen versuchte herauszukommen, ließ sie alles fallen und ging auf angriffskurs. ich bekam sie dann allerdings sehr leicht herausgefangen, da sie sogar das fischfangnetz angriff. dieses tier hat (zum glück nie einen fisch erwischt) auch später in einem fischbecken alles attackiert, was nur halbwegs in seine nähe kam. egal, wie groß der "eindringling" war.


    die anderen haben sich später mit anderen garnelen und grundeln gemeinsam absolut friedfertig den essentisch geteilt.


    da man im vorfeld also nie bestimmen kann, ob man ein friedfertiges oder agressives tier erhält, lässt man sie besser dort, wo sie hin gehören. im meer.

  • Hallo zusammen!


    Erstmal ganz herzlichen Dank für die Antworten bisher.


    Mich würden noch die Erfahrungen der anderen Forenmitglieder interessieren. Außer uns dreien wird doch sicher noch der eine oder die andere diese Tiere pflegen oder gepflegt haben???


    Bitte postet doch mal Eure Erfahrungen. Würde mich interssieren wie die Verteilung problematisch zu problemlos ist....


    LG
    Dirk

  • im moment habe ich noch fünf tiere. sicherheitshalber getrennt. sie sitzen friedlich im versteck und strecken nur die scheren aus, wenn ihnen ein fisch zuuu nahe kommt. es handelt sich aber nicht um gezielte attacken. bei der fütterung bahnen sie sich den weg zwar mit drohgebährden frei, greifen aber nichts an. sie holen sich ihre ration und verschwinden wieder in ihrem versteck. friedlich zu unfriedlich würde ich nach meinen beobachtungen mal sagen: 1:5, um auf der sicheren seite zu bleiben. ich würde aber nie garantieren, dass ein friedfertiges tier nicht in einem anderen milieu vielleicht total ausflippt.


    habe ich bei betta splendens schon erlebt.

  • Zu den Stenopus-Garnelen habe ich auch etwas geschrieben, es wird in Kürze in meinem neuen Buch veröffentlicht. Hier ein kleiner Auszug:


    Familie Stenopodidae – Scherengarnelen
    Gattungen der Stenopodidae:
    Engystenopus, Microprosthema, Odontozona, Richardina und Stenopus.

    Die Vertreter der Familie der eigentlichen Scherengarnelen erfreuen sich bei den Meerwasseraquarianern größter Beliebtheit, da sie Fische von Parasiten und Hautunreinheiten putzen, und sie zusätzlich sehr attraktiv gefärbt sind. Darüber hinaus sind manche Arten auch etwas seltener und daher beliebte Prestigeobjekte für ihre jeweiligen Pfleger. Bei den Scherengarnelen der Stenopodidae ist stets der obere Scherenfinger das bewegliche Glied der Greifschere, wodurch man diese Garnelen gut von den Vertretern der Infraordnung der Palaemonidea abgrenzen kann, bei denen der bewegliche Scherenfinger stets unten sitzt. Zu den Palaemonidae zählen nämlich auch die Großarmgarnelen der Gattung Macrobrachium, die häufig küstennahe Brackwasserhabitate in Ästuarien und Lagunen bewohnen. Großarmgarnelen werden jedoch meist sehr viel größer als Scherengarnelen und sind nicht so farbenfroh. Auch sitzen die großen Scherenbeine bei den Scherengarnelen der Gattung Macrobrachium nicht als drittes, sondern als erstes Schreitbeinpaar am Kopfbruststück des Tieres. Ähnlich den anderen Putzergarnelen der Familie der Hippolytidae (Gattung Lysmata) sitzen die Angehörigen der Gattung Stenopus meist mit dem Kopfbruststück nach unten, also verkehrt herum, an der Decke von Felshöhlen und Übersprüngen des Riffgesteins. Hier ragen oft nur ihre weißen Fühler über den Höhlenrand hinaus, und verraten den
    Standort ihrer Putzstation. Im Aquarium zeigen sie meist das gleiche Verhalten wie im Riff, wobei sie sich tagsüber gerne verstecken und nachts im gesamten Aquarium auf Futtersuche gehen. Dabei verwerten sie auch Futterreste, die in Ritzen gelangt sind, aus denen die Fische des Aquariums sie nicht mehr herausholen können. Paarweise gepflegt setzen sie darüber hinaus regelmäßig Larven ins Aquarienwasser ab, die Fischen und Seeanemonen als Futter dienen. Daher sind diese Scherengarnelen in den meisten Fällen eine sehr wertvolle Bereicherung eines Riffaquariums.
    Nur sehr selten soll es auch vorgekommen sein, dass sich Scherengarnelen der Gattung Stenopus an anderen Aquarientieren, wie etwa schlafenden Fischen, vergriffen haben sollen. Bei diesen Berichten
    ist es außerdem häufig unklar, ob nicht in Wirklichkeit schlechte Haltungsbedingungen oder eingeschleppte Krankheiten zum Ausfall der Fische führten, während die Scherengarnelen dann nur ihrer Aufgabe als
    Gesundheitspolizei nachgingen und die Überreste der gestorbenen Fische verwerteten. Insofern kann man hier keine objektive pauschale Aussage darüber machen, ob die Scherengarnelen der Gattung Stenopus gelegentlich auf Fischjagd gehen, oder ob sie Fische grundsätzlich nur tot als Nahrung verwerten.
    An der Nachzucht von Scherengarnelen wird bereits von einigen versierten Spezialisten getüftelt, doch scheint diese zurzeit noch ein sehr schwieriges Feld zu sein, da die Entwicklungsdauer der Larven sehr
    lange dauert. Daher werden Nachzuchten dieser Familie – selbst wenn sie eines Tages gelingen sollten – kaum günstiger zu bekommen sein als wild gefangene Scherengarnelen.
    Man sollte Scherengarnelen grundsätzlich paarweise halten, damit sie auch im Aquarium ihre natürlichen Verhaltensweisen in einer möglichst großen Bandbreite entfalten können. Es sei darauf hingewiesen, dass man in einem Behälter niemals mehr als ein Paar dieser Garnelen halten kann. Auch mehrere Weibchen oder Männchen bekämpfen sich, bis die unterlegenen Tiere tot sind!


    LG, Sven!

  • Hallo Dirk,


    meine hispidus hat ihre Wohnhöhle gegen alle Bewohner vehement verteidigt. Diese haben ihre Behausung schließlich gemieden, wie der Teufel das Weihwasser. Ein juveniler, frisch eingesetzter O. niger, welcher der Höhle zu nahe kam, wurde mit den Scheren festgehalten und wirkte wie paralysiert. Die Attacke hat er nach meinem Eingreifen mit einigen Blessuren überstanden.
    Ich denke, daß ein Übergriff auf unvorsichtige oder verschreckte Beckeninsassen nicht ausgeschlossen werden kann.