Tja, Freunde -
der Mai ist wegen gehirnbesetzender, privater, nach subjektiver Einschätzung unaufschiebbarer Notwendigkeiten (na, das ist ein Wortgebilde ... aber die, die den persönlichen Kontakt mit mir pflegen, wissen, was ich meine) blätterwaldstöbernd an mir (und damit am Forum) vorbeigegangen. Das mag den meisten vielleicht ohnehin nicht abgegangen sein. Dennoch bekomme ich immer wieder Zuschriften, die mich in meinem Tun bestätigen. Manch einer bekam durch mein Blätterwaldgestöber einen entscheidenden Impuls und immer wieder zeigt sich in Artikeln bemerkenswerte Erkenntnisse. Und wie man sehen wird, gab es auch diesmal wirklich interessante Berichte:
DATZ Mai 2009
Uwe WERNER: Salinenkrebschen schälen - wie geht das?
In diesem für viele von uns möglicherweise hochinteressanten Artikel wird über ein einfaches Verfahren berichtet, mit dem es möglich ist, die Zysten von Artemia salina zu schälen. Und zwar verwendet man dafür Chlorbleichlauge, die für billiges Geld gekauft werden kann. Nun kommt vielleicht die Frage: Wozu soll ich Salinenkrebszysten schälen? Nun, geschälte Zysten brauchen bis zum Schlupf nur 12 bis 14 Stunden, während ungeschälte dafür 24 bis 36 Stunden benötigen. Ich komme damit nach der Prozedur des Schälens - die gerade einmal 10 Minuten dauert - wesentlich schneller zu Artemia-Nauplien. Außerdem sind die geschälten Zysten ein nahrhaftes Futter für Planktonfresser. Sofern Interesse besteht, kann ich eine Zusammenfassung dieses Artikels ins Forum einstellen.
Andre LUTY: Mehr sein als Schein? Putzsymbiosen im Riff.
Ein höchst interessanter Artikel, der brisantes Material bringt, das nicht so einfach wieder aus dem Bewusstesein verschwinden sollte. Andre LUTY hat sich mit der wissenschaftlich gängigen und unwidersprochenen Meinung des Putzverhaltens von Garnelen auseinandergesetzt. Und damit stellen sich interessante Fragen: Putzen Garnelen wirklich? Oder fressen sie nur den Hautschleim (ohne den Fisch dadurch gröber zu behelligen)? Ist die Taststimulation die einzige Belohnung für die "geputzten" Fische? Man sieht also: Fragen über Fragen. Denn die "Tatsache des Putzens" wurde - wie LUTY zeigt - von Wissenschaftler zu Wissenschaftler übernommen, ohne dass es darüber ernstzunehmende Untersuchungen gäbe. Nun gibt es aber Forschungsergebnisse, die aufzeigen, dass zumindestens die "Putzergarnele" Periclimenes pedersoni gar nicht putzt! Analysen des Verdauungstraktes sowie elektronenmikrosopische Untersuchungen ergaben dies. Wie steht es also mit den anderen Putzergarnelen? Und so ganz nebenbei wird erwähnt, dass Periclimenes brevicarpalis, von der man gemeinhin annimmt, dass sie in Symbiose mit ihrer Anemone lebt, ebendiese aufgefressen hat.
Lars RENKEN: Empfehlenswert für Riffbecken: Die Rotmund-Flügelschnecke.
Es geht um Strombus enhuanus. Ein Bericht über diese aus dem westlichen Pazifik stammende, tagaktive, herbivore (pflanzenfressende), friedliche Schnecke, die unsere Aquarien - sofern wir sie einmal bei einem Händler entdecken - bereichern kann.
Peter WIRTZ: Eine weitere Putzergrundel aus Brasilien.
Eine kurze Notiz über die neubeschriebene Art Elacatinus phthirophagus. 16 Arten dieser Gattung, die ausschließlich im westlichen Atlantik leben, waren bekannt. Jetzt gibt es eine siebzehnte.
DATZ Juni 2009
Leo GESSERT: See-, Scheiben-, Krustenanemonen - bekannt oder eher verkannt? (1)
Im ersten Teil dieser Artikelfolge gibt GESSERT eine gute und allgemeinverständliche Einführung zum Thema Seeanemonen. Im Speziellen geht er auf die Arten Heteractis crispa, H. malu, H. magnifica sowie Entacmea quadricolor ein. Sehr interessant ist sein Hinweis in Bezug auf das Loslösen der Anemonen vom Substrat: Er empfiehlt, Magnesiumsulfat bzw. -chlorid, das zuvor in Meerwasser aufgelöst wurde, in den Fuß der Anemone zu injizieren. Dadurch käme es zu einem Erlahmen der Muskulatur und die Anemone wäre mühelos und ohne Verletzungen abzulösen. Zu einer Schädigung der Anemone käme es dadurch nicht.
Hat schon jemand von Euch damit Erfahrung? Wäre das vielleicht eine Möglichkeit, um lästige Manjanoanemonen oder Glasrosen zu entfernen?
AQUARISTIK FACHMAGAZIN Juni 2009
Joachim FRISCHE: Sandflächen, die sich bewegen: Plattfische im Aquarium.
In ungewohnt flottem Schreibstil (noch nie habe ich Joachim so launisch schreibend erlebt) bezieht sich der Autor auf Flundern und Schollen (Fam.: Pleuronectidae), Butte (Fam.: Bothidae) und Seezungen (Fam.: Soleidae). Generell sind diese Fische nicht ganz einfach im Aquarium zu pflegen. Unbedingt notwendig ist eine Abdeckung, denn sie tun, was man ihnen auf Grund ihrer Lebensweise nicht zutraut: springen! FRISCHE pflegte die Art Aseragoddees bahamondei über einen Zeitraum von zwei Jahren, bevor das Tier aus ungeklärter Ursache verstarb. Bis dahin zeigten sich keine Probleme - der nachtaktive Fisch fraß jedes Futter gierig und fühlte sich anscheinend wohl. Dagegen nahm die Seezunge Soleichthys heterorhinos nur lebende Sandgarnelen an und verhungerte, als diese nicht mehr bereitzustellen waren.
Aus persönlicher Erfahrung kann ich nur sagen, dass es sich bei Plattfischen (ich pflegte einen Zwergbutt) um sehr interessante Fische handelt, die schon sehr bald den Pfleger erkennen und dann um Futter betteln. natürlich muss man ihnen ein entsprechend eingerichtetes (Sandboden!) Aquarium bieten, dass ihrer Lebensweise entspricht.
Harold