Bericht: Griechenland 2005 (Teil 3)

  • Die Bucht


    Unmittelbar vor dem Ort TOLO liegt etwa 500 Meter vorgelagert eine Insel. Da sie durch keine Brücke mit dem Festland verbunden ist, besteht die einzige Möglichkeit, dorthin zu kommen, mittels einem Boot. Nun hatte ich im Flugzeug natürlich kein Schiffchen mitgenommen. Dies sollte aber kein Problem darstellen, da es genügend Bootsvermietungen in Tolo gibt. Ich begab mich also zu einer solchen und erkundigte mich nach dem Preis. Dies war aber eine eher theoretische Aktion, da ich ja auf ein Boot angewiesen war, wenn ich zu der Insel gelangen wollte. Dorthin wollte ich aber unbedingt! Also erklärte ich mich kurzerhand mit dem Preis einverstanden und gleich darauf saßen wir nach oberflächlicher und einfacher Betriebsanleitung im Motorboot mit schwachem Motor und tuckerten zur Insel. Um einen Überblick zu erlangen, umrundeten wir das Eiland zunächst. Dann entschied ich mich für eine große, menschenleere Bucht auf der dem Festland abgewandten Seite. Der Strand bestand aus mehr oder weniger großen Kieseln. Nur wenige Büsche spendeten Schatten. Das Wasser war kristallklar und von türkisener Farbe. Während des Sommers sind hier sicher jede Menge Touristen zu finden. Jetzt aber waren wir vollkommen allein da. Das hatte natürlich auch den Vorteil, dass wir uns endlich ohne Badekleidung bewegen konnten, was am Strand vor Tolo natürlich unmöglich ist und keineswegs toleriert würde. So sehr wir es auch genossen, die Sonne nun auf der blanken Haut zu spüren ... das Wasser war natürlich auch hier eiskalt. Und es kostete mich einige Überwindung, das biologische Interesse die Überhand gewinnen zu lassen und mich selbst in die kalten Fluten zu treiben. Aber: sobald ich den Kopf unter Wasser hatte, bereute ich es nicht! Bei so viel Schönheit blieb mir der Atem weg. Und als ich erst sah, was hier alles lebte, war die Kälte vorübergehend vollkommen vergessen!


    Über weite Strecken fielen direkt vom Ufer felsige Bereiche bis auf etwa eineinhalb oder zwei Meter senkrecht ab. Der Boden bestand dann aus Sand, immer wieder locker von Felsen und Steinhaufen durchbrochen. Die Felsbereiche des Ufers erinnerten mich sehr an die kroatische Küste: also sehr poröses Gestein, zum Teil dicht und bunt bewachsen mit unterschiedlichsten höheren Algen und sessilen Wirbellosen (Schwämme, Röhrenwürmer etc.), immer wieder durchsetzt von mehr oder weniger großen Löchern und Höhlen. Und hier machte ich meine erste Entdeckung, von der ich zunächst glaubte, ich könnte meinen Augen nicht trauen. Vor jeder Höhle stand ein Exemplar (manchmal auch zwei Tiere ... Paare?) von Apogon imberbis, dem Meerbarbenkönig



    Apogon imberbis
    Copyright by Miguel PONTES


    Überhaupt nicht scheu ließen sie mich sehr nahe herankommen und präsentierten mir ihre feuerrote Pracht. Erst als ich erst direkt vor ihnen schwebte, begaben sie sich langsam ein wenig ins Innere ihrer Höhlen, um aber, sobald ich abgedreht hatte, sofort wieder neugierig herauszukommen. Diese Fischart kommt üblicherweise erst in größeren Tiefen und dann auch meist in größeren Gruppen vor. Taucher können von dem wunderschönen Anblick erzählen. Zwar kommen sie im Sommer etwas höher, aber sie hier in ein bis zwei Metern Tiefe tagsüber in voller Sonne so ohne Scheu zu sehen, verwunderte mich sehr. Ich war begeistert! Zwar kann ich den Grund für diese unübliche Verhaltensweise nicht erklären (vielleicht Brutpflege?), aber ich verbrachte lange Zeit, diese Tiere zu beobachten.


    Ich riss mich los und schorchelte ein wenig Richtung offenes Meer. Da der Grund nur langsam abfiel, befand ich mich immer noch nur etwa drei Meter über dem Boden. Und da sah ich plötzlich einen Fisch, den ich ebenfalls noch nie lebend gesehen hatte: den Rautenfleck-Einstachler Stephanolepis diaspros.



    Stephanolepis diaspros
    Mit Dank an fishbase.se


    Ruhig und überhaupt nicht scheu schwammen diese skurrilen Fische paarweise herum, zupften hin und wieder an einer Alge oder einem Stein und zeigten sich von meiner Anwesenheit überhaupt nicht beeindruckt. Ich konnte mehrere Paare beobachten und verbrachte auch hierfür viel Zeit. Das hätte ich mir nie erträumen lassen, diese beiden Fischarten hier in unmittelbarer Küstennähe in seichtem Wasser sichten zu können.


    Ebenso ging es mir bei einer dritten Fischart, die normalerweise nur in größerer Tiefe - und hier meist in Schwärmen - vorkommt. Jetzt schwammen sie in kleinen Gruppen in ein bis drei Meter tiefem Wasser ... und auch sie waren überhaupt nicht furchtsam und ließen mich sehr nahe an sich heran. Es handelte sich um den Graubarsch Pagellus bogaraveo, ein vielleicht nicht so spektakulärer Fisch, aber ich freute mich trotzdem, ihm hier begenen zu dürfen.



    Pagellus bogaraveo
    Mit Dank an egov.yen.gr


    Meine Begeisterung über diese drei Fischarten ließ mich die Kälte des Wassers vollkommen vergessen, und ich blieb länger drinnen, als ich eigentlich vorgehabt hatte. Als ich mich schließlich doch aufraffte, wieder ans Trockene zu gehen, wurde mein Körper von Zittern gebeutelt und ich musste einige Zeit auf den von der Sonne aufgewärmten Steinen liegen, bis ich meine Körpertemperatur wieder halbwegs ins Lot gebracht hatte.


    Den restlichen Tag verbrachte ich außerhalb des Wassers, indem ich die Küste abging und die Felsen inspizierte. Sehr erfolgreich war auch das Umdrehen von im Wasser liegenden Steinen, was ob der Größe und des Gewichtes der Felsen einigen Kraftaufwand erforderte. Einen Kraftaufwand, der sich jedoch lohnte! Viele Tiere, die sich darunter befanden, weil sie die Steine als Schutz verwenden und erst in der Dunkelheit hervorkommen, konnte ich auf diese weise entdecken: Schlangensterne, Seeigel, Seesterne, verschiedene Krabben, Schleimfischbabies sowie ein winziges, 1 cm langes Exemplar Lepadogaster candollei (Purpur-Schildbauch). Leider war das Tier zu schnell bzw. ich zu ungeschickt, wodurch es mir wieder entwischte.



    Lepadogaster candollei
    Mit Dank an Dr. Robert PATZNER


    Wobei die Jungtiere vollkommen anders gefärbt sind als das Tier auf obigem Bild. Sie sind tiefschwarz mit einer kleinen, reinweißen Markierung am Kopf. Gerne hätte ich diesen Fisch fürs Aquarium mitgenommen, zumal diese Fische in Gefangenschaft sehr zutraulich werden und sich trotz ihrer versteckten Lebensweise immer wieder zeigen und um Futter betteln.


    - Fortsetzung folgt -

  • Sehr schön Harald. Ich empfehle dir für nächste Mal einen 3 MM Shorty Neopren. Braucht nicht viel Platz und hält die wichtigsten Stellen warm :D

    didi 8)


    Becken 1: 150x80x65 Raumteiler, 1x250 Watt HQI und 2 x T5-Doppelbalken, 2 Tunze Stream mit Controller, 1 Lindenholz-Abschäumer
    Becken 2: Süsswasser mit ca 100 Neon, Welsen, viele Garnelen + 2 Mangroven
    Becken 3,4:60er süss für die Kids