Mittelmeeraquarium: Insel Cres

  • Hallo Fuji, hallo zusammen,


    wenn man anfängt darüber nachzudenken ...


    Leider ist es beim ganzen Artenschutz so, dass zwar die Naturentnahmen verboten sind, die Zerstörung ganzer Biotope aber in D erst seit kurzem überhaupt angegangen wurde (die berühmte FFH-Richtlinie der EU). Bis dahin, und im Rahmen der bestimmungsgemäßen Nutzung vermutlich immer noch, ist es problemlos möglich, z. B. Amphibiengewässer zu verfüllen, Magerwiesen zu düngen, aufzuforsten und was es sonst noch für Möglichkeiten gibt, ganze Biotope zu zerstören oder für bedrohten Arten zu entwerten, und das wohlgemerkt auch bei einem vorkommen bedrohter Arten. Auch dürften Geld und Wirtschaft weiterhin Vorrang vor dem Artenschutz haben, auch im finaziell und wirtschaftlich ohnehin reichen, dafür aber bereits artenarmen Mitteleuropa.


    Das Zuschütten eines artenreichen Strandes ist also kein Einzelfall, sowas findet leider jederzeit und überall statt. Man braucht sich auch bezüglich des Schadens durch die Aquaristik keine allzugroßen Vorwürfe oder Illusionen machen: Wenn die Riffe nicht für die Lebendentnahme von Tieren genutzt werden, findet sich eine andere Nutzung, garantiert! Und die könnte noch weit zerstörerischer sein. Sowohl die Staaten als auch die Bevölkerung haben ein Interesse an der Nutzung ihrer Ressourcen und sei es als Badestrand, Bootsanleger, Landebahn, Steinbruch, was und wie auch immer!


    Grüße


    Hans-Werner

  • Danke @Harold.
    Paul: Palaemon elegans zu transportieren ist sehr einfach. Ich transportiere sie in 10-Liter Fischtransportbeuteln mit maximal 1/4 Wasser und 3/4 Luft (ca 10 Tiere/Beutel). Dazu kommt ein EL Kohlepellets und eine halbeVerschlusskappe Easy Life (flüssiges Filtermedium). Die verschlossenen Transportbeutel kommen dann in eine offene Plastikbox (Baumarkt) und werden mit einem nassen Handtuch bedeckt, das durch seine Verdunsktungskälte kühlt. Sicherheitshalber schalte ich auch noch die Klimaanlage im Auto ein. Als ich das erste Mal Palaemon elgegans transportierte habe ich einen fatalen Fehler gemacht, vor dem ich immer wieder warne! Ich habe es damals zu gut gemeint und jeweils eine Sauerstofftablette in die Beutel gegeben, mit dem Resultat, dass alle Palaemon tot waren. Im Forum bekam ich dann von einem Aquarianer den Hinweis, das Crustaceen bestimmte Inhaltsstoffe der Sauerstofftabletten nicht vertragen!!! OHNE die Tabletten war die Überlebensquote stets 100% und die Tiere fühlten sich nach 7 bis 12-stündiger Autofahrt immer noch putzmunter, waren glasklar und schön gezeichnet! Ich bin mir sicher, dass sie auch einen längeren Transport schadlos überstehen würden, solange die Temperatur stimmt.
    Hans-Werner: Leider hast Du Recht. Das Profitdenken siegt leider meist über den Umweltgedanken und mein einst schlechtes Gewissen wegen der Aquaristik hat sich auch relativiert: Immerhin begeistern wir durch unser Hobby andere Menschen für die Schönheit der Meere un so leisten wir einen kleinen Beitrag zum Bewusstsein ihrer Schutzbedürftigkeit.


    Liebe Mittelmeergrüße, Fuji :wink1:

  • Hallo Fuji,


    wenn wir uns Gedanken machen wollen, dann bitte nur wegen des Tierschutzes, bezüglich des Artenschutzes sollten wir uns meines Erachtens kein schlechtes Gewissen machen. Die Riffe stehen relativ stark im Fokus und werden relativ gut kontrolliert. Wie schon gesagt, die Naturentnahme von Tieren ist eine Nutzungsmöglichkeit, und sie ist von einem halbwegs intakten Lebensraum anghängig. Das heißt, es liegt im Interesse einer Bevölkerung, die von diesen Naturentnahmen lebt, dass dieser Lebensraum erhalten bleibt und weiterhin Tiere liefert. Es gibt wesentlich schlimmere Nutzungen, eben z. B. als Steinbruch für Baumaterial, Kalkbrennerei und Zementherstellung. Dazu brauche ich kein intaktes Riff, ein totes Riff kann auch als Steinbruch genutzt werden, wenn die ehemals lebenden Korallen schon abgebaut sind. Deshalb bin ich der Meinung, dass die schonende Naturentnahme von Tieren, auch wenn sie eine gewisse Belastung ist, die Riffe schützt. Sollte sie einmal verboten oder unrentabel werden, werden wir Gewissheit bekommen.


    Gruß


    Hans-Werner

  • Hans-Werner: Da hast Du Recht! Solange die Küstenbevölkerung von der aquaristischen Tierentnahme leben kann wird sie ihre Riffe nicht zugunsten anderer Wirtschaftsinteressen verkaufen und zerstören lassen.


    Hier mein Mini-Blue-Cave: Nachdem ich von Cres wieder Lebendgestein mitgebracht habe musste ich einige alte Steine aus dem Becken entfernen (ich hatte sie zum Aufbau meiner Unterwasserlandschaft im April benutzt und nicht bewachsene Strandsteine verwendet).
    Da allerdings die Steine inzwischen auch von Kalkröhrenwürmern, kleinen Anemonen und allerlei Algen bewohnt waren, wollte ich sie nicht entsorgen und habe mir dieses Thema einfallen lassen: In meinem Schlafzimmer steht noch dieses Minibecken, ca 30 Liter mit Bullaugenoptik, das ich zur vorübergehender Aussonerung verletzter Garnelen bzw. Einsiedler genutzt hatte.


    Auf Cres habe ich die wunderschöne Blaue Grotte zu Füßen der Felsenstadt Lubenice gesehen: Außerhalb des großen "Caves", in dem im 10-Minutentakt Touristengruppen (von Ausflugsbooten) einschnorchelten, gab es ein wunderbares verzweigtes Höhlensystem, das wohl nur wenige Menschen in Ermangelung einer Unterwasserstirnlampe entdeckt haben. Dieses Höhlensystem hat mich tief beeindruckt, so dass ich es aus einer Mischung von Cres-und Liguriensteinen in diesem kleinen Aquarium nachgebaut habe.


    Als Besatz habe ich auch gleich ein Pagurus anachoretus-Männchen, welches bei der Auseinandersetzung mit einem anderen Männchen verletzt worden war und ein kleines Weibchen seiner Art eingesetzt, sowie 7 winzige Palaemon elegans, die im großen Cres-Becken u.U. in der Strömungspumpe gelandet wären, außerdem verschiedene Schnecken und ein paar Asterina gibbosa aus dem Ligurienbecken.


    Auch wenn dieses Becken jetzt erstmalig kein pures Regionalthema ist, sondern einen Mix meiner beiden Hauptaquarien darstellt so bin ich doch von der Optik begeistert- und die Kalkröhrenwürmer dürfen weiter leben :) .


    Viele Mittelmeergrüße, Fuji :wink1:

  • Ganz lieben Dank, @Harold, Sven und Steffi!


    Ist auch abends eine schöne Einschlafmeditation, wenn ich den Garnelen beim Algenweiden zuschaue. Apropos Garnelen. Nachdem ich ja leider keine Partnergarnelen von der Insel Cres mitbringen konnte, habe ich es gewagt, ein paar von den Creser Palaemon elegans vorübergehend in das 190er Trigon Ligurienbecken mit den Sabella spallanzanii zu setzen.


    Das Problem dort: Alle kleinen Sabellen, die nicht von den Asterina gibbosa geputzt werden können- und wenn doch von denen umgeknickt werden waren so extrem mit verschiedenen Algen bewachsen, dass sie nicht mehr richtig stehen konnten, sprich sich nach unten neigten (seltsamerweise ist das Becken sonst frei von "unerwünschten" Algen- ich nehme an Dank der Gibbosas :) ). In meinem Framura-Becken (ein umgebautes Edge) sind auch kleine Sabella spallanzanii, denen es deutlich besser geht, als denen im Trigon, da sie dort von Palemon elegans aus Framura geputzt werden.
    Also, habe ich es gewagt, eine Hand voll Palaemon ins 190er zu setzen! Hatte wirklich Angst um sie, da ja viele Wachsrosen im Becken sind!!! Das Wochenende habe alle Garnelen unbeschadet überstanden und die kleinen Sabellen stehen wieder majestätisch in der Strömumg! Sie sind komplett gesäubert worden!!! Ich werde die Palaemon jetzt wieder zurück ins Cresbecken geben und im Herbst bringe ich Artgenossen aus Ligurien mit.


    Ihr wisst ja, da bin ich absoluter Purist, was Regionalität betrifft ;) :) und der Austausch war ja nur eine Putzaktion ;)


    Viele Mittelmeergrüße, Fuji :wink1:

  • Absolut spitze, liebe Steffi! :thumbup:


    Deine Palaemon sieht wirklich aus, wie ein kleiner Rasenmäher! Ich liebe die Palaemon elegans! Ihre schlichte Schönheit und ihr Fleiß beim Putzen sind einfach genial! Auch bei mir fressen sie, wenn denn mal welche auftauchen, Cyanos! Das ist schon eine Leistung, selbst meine Asterinas verschmähen nämlich diese Bakterienfilme!


    Liebe Mittelmeergrüße, Fuji :wink1:

  • Danke!


    Der vermutliche Cladophora-Rasen wurde echt sehr regelmäßig auf Golfplatz-Länge zurückgestutzt. Allerdings haben sich meine beiden Pilodius-Krabben eines Nachts über den Golfrasen hergemacht und wech war er... Schade, denn er gefiel mir als Algenfan eigentlich sehr gut.