Futterzucht - Moina salina

  • Hallo Sandra,


    zunächst mal herzlich willkommen hier im Forum und ganz speziell in der Zooplanktonecke =)


    BioPlus ist nach meinem Wissensstand in Deutschland als Futtermittelzusatzstoff auch direkt erhältlich. Bei uns in Österreich nicht, da hab ich ausnahmsweise eine Probe von einem Futtermittelhersteller bekommen. Es war eine längere Sucherei im Web, aber mit dem Suchwort BioPlus hat Google vorigen Sommer eine ganze Menge ausgespuckt, z.B. Biochem. Vielleicht bekommt man's dort auch in Kleinstmengen . Das Feine an diesem Präparat ist die standardisierte Mischung zweier probiotischer Bakterienstämme mit einem vergleichsweise unproblematischen Zusatzstoff (Molkepulver).


    Wie im KORALLE-Artikel erwähnt funktioniert die Zucht von Moina salina nach Angaben anderer Züchter auch mit Erde bzw. Kompost.


    Pollenkörner verwend ich als hochwertige Eiweißquelle in Verbindung mit den probiotischen Bakterien. Ich kauf sie als Kiloware beim Imker, aber man bekommt sie auch im Reformhaus.


    Pauls Beitrag hat mich wieder mal ein bissl neidisch gemacht auf euch Nordländer, die an sich nicht weit haben ins Zooplanktonparadies. Aber ich kann mir ganz gut vorstellen, dass es auch für eine Hamburgerin bequemer ist, den täglichen Bedarf in den eigenen 4 Wänden zu haben. Trotzdem: Copepoden-Starterkulturen in den Boddengewässern quasi vor der Haustür selber sammeln zu können ist ein Hit!


    À propos Paul: Den Ansatz Arthrospira platensis hatte ich freundlicherweise vom Institut für Limnologie der Uni Wien bekommen. Da bin ich schon sicher, dass es das ist, was ich gesucht hab =) In der Zwischenzeit hab ich auch schon ein bissl Routine bei der Herstellung des Kulturmediums erworben und muss sagen: Von diesen Cyanos bin ich begeistert! Nicht nur die Moina salina essen sie gerne, auch die Tigriopus, andere Copepoden und meine Süßwasser-Daphnien. Dabei ist die Fütterung denkbar einfach: Ich muss nur den Finger in die Spirulina-Kultur eintauchen und im Zooplanktonbecken abspülen. Ohne Gefahr, die Kulturen wechselweise zu infizieren oder zuviel zu erwischen.


    Sandra: Der Aufwand einer eigenen Phytoplanktonzucht ist für die Zucht von Zooplankton nicht unbedingt nötig. Es gibt sehr gute Produkte im Handel, die verschiedene Phytoplanktonarten enthalten und als Futter für Copepoden bestens geeignet sind, z.B. PhycoPure. Je nachdem, um welche Krebslarten es sich handelt, essen die entweder die Schwebealgen selber oder die Bakterien, die sich auf abgestorbener Planktonmasse ansiedeln. Speziell bei den Moina salina hab ich halt gute Erfahrungen gemacht mit der ganz besonders preiswerten Kombination aus Blütenpollen, Guano und BioPlus.


    Viel Erfolg bei der Zooplanktonzucht wünscht
    Linda

  • Hallo Paul!


    Danke für deine schnelle Antwort. Leider sind die Boddengewässer doch etwas weiter weg (240km nur HINweg). Im Sommer könnte es wohl durchaus (ein)mal klappen dort hin zu fahren, aber leider habe ich auch nur einen kleinen Balkon und könnte dort vielleicht 2 20-30l Kanister aufstellen. Deswegen hatte ich auch eher an eine kleine Futtertierzucht in der Wohnung gedacht (so 2-3 25l Aquarien).


    LG,
    Sandra

  • Hallo Linda!


    Danke für die Tipps. Werde morgen gleich mal mit Biochem Kontakt aufnehmen. Und ins Reformhaus gehen :P Nannochloropsis salina kann ich übrigens im Aquariengeschäft um die Ecke bekommen. Genau wie Brachionus und Artemianauplien sowie große Artemien, Mysis und Garnelen. Aber halt keine Moinas! Dort gibts dann aber z.B. DT's Phytoplankton, was ja ne gute Alternative wäre ;)


    Aber die Nähe zur See... Naja, also nach Lübeck sinds nur ca 30-40 Min. mitm Auto, aber da erstmal nen guten Planktonfangplatz zu finden. ?(


    GLG,
    Sandra

  • Hallo Sandra,
    die Indoor Zucht ist arbeits- und kostenintensiv; abgesehen davon, dass eine Reproduktion der Tiere an bestimmte Voraussetzungen gebunden ist und auch nicht kontinuierlich abläuft. Ich kennen nur einen, der dieses Metier als Privatmann perfekt beherrscht und der hat leider aufgegeben! Ich hatte das große Glück, mir seine Anlagen betrachten zu können und sehr viele Hinweise von ihm zu Algen, Futterzucht, Nahrung, Inhaltsstoffe und was damit zusammenhängt, holen zu können. Nun in Hamburg ist es nicht so weit bis an die Küste und es muss ja auch nicht Kiloweise Plankton gefischt werden. Aber es wäre frisch und gut ernährt, anders als wir es je mit unseren Methoden erreichen könnten.
    LG Paul

  • Hallo Paul!


    Das hört sich ja nicht sehr erbaulich an :(
    Aber da ich für die Strecke Hamburg-Lübeck und zurück ca. 15 Euro an Sprit verfahren würde, lohnt sich dann doch die regelmäßige Bestellung bei Futtertierversand eher....
    Ich möchte halt nur eine kleine Zusatzfutterquelle für meine Tiere haben. Also 1-3 mal die Woche eine Portion Wasserflöhe für 8 Fische abschöpfen. Ich hatte die Hoffnung, dass da eine kleine Zucht ausreichend wäre.... :(


    LG,
    Sandra

  • Hallo Sandra,


    Paul hat natürlich Recht mit der Aussage, dass die Qualität selbst gezüchteten Zooplanktons an die von frisch gefangenem in der Regel nicht heranreicht. Es kann immer nur so gut sein wie die Nahrung, die man ihm bietet. Die von dir erwähnte Schwebealge Nannochloropsis salina etwa ist wegen ihres geringen Anteils an ungesättigten Fettsäuren und des Fehlens von DHA als Alleinfutter für die Krebse (sofern sie sie überhaupt verwerten können) nicht geeignet.


    Lass dich aber nicht entmutigen. Siegfried Jentzsch hat die Lebendfutterzucht zwar an den Nagel gehängt, stellt sein Wissen aber auf seiner Seite weiterhin (zumindest auszugsweise) zur Verfügung.


    Meine Zostera-Zwergseepferdchen bekommen einen Teil ihres Essens aus eigener Zooplanktonzucht, und dem Anschein nach geht's ihnen nicht schlecht dabei. Neugeborene Fohlen füttere ich während der ersten Woche ausschließlich mit selbst gezogenen Copepoden und hab keine Ausfälle zu beklagen. Die Wahrheit wird wohl in der Mitte liegen.


    Wenn du ein bissl Arbeitsaufwand in Kauf nimmst: Probier's einfach =)


    Liebe Grüße
    Linda

  • Moin!


    Naja, wie gesagt, die "Nähe" zu den Boddengewässern bedeutet für mich auch knapp 500km Fahrt. Da bin ich zwar näher dran als ihr, aber es ist doch zu weit weg um sich regelmäßig von dort Futter zu holen. Da werde ich es lieber mit den Moinas ausm Internet versuchen, die ich dann hier mit Pollen und BioPlus zufüttere.


    Nochmal zurück zu einer meiner ersten Fragen.... Könnte man nicht auch JBL ArtemioLiquid als Futter verwenden? Ich bin auf der Seite von Siegfried Jentzsch nämlich auf folgende Aussage gestoßen:
    "Wie Artemia, sind auch Moina Filtrierer, die ebenso Algen und Bakterien als Futter aufnehmen. Im Allgemeinen fressen sie die gleichen Algen wie Artemia."


    LG,
    Sandra

  • Hallo Sandra!


    Ich halte mittlerweile "nur" noch die Süßwasservariante der Moinas. Die Phytoplanktonzucht habe ich ebenfalls abgebaut, weil sie für meine jetzigen Zwecke einfach zu aufwändig war. Mit ArtemioLiquid habe ich keine Erfahrungen, vermute aber, dass es ginge. Ich füttere meine Moinas mit einem Mix aus Inve Selco parkle und einem Tropfen Rotifer Diet von Reed Mariculture. Damit kann man auch Brachionus gut vermehren und auch die Copepoden bekommen immer wieder einmal einen Tropfen davon ab (ist aber nicht ihre Hauptnahrung). Den Moinas spendiere ich gelegentlich auch aufgeschwemmtes Spirulina-Pulver. Bei diesem Nahrungsangebot vermehren sie sich ausgezeichnet und ich kann meinen Bedarf für die Süßwassernadel-Zucht mit 2 Kulturen a 12 l decken. Die Mittelchen sind zwar nicht billig, aber dennoch günstig, weil man nur recht kleine Mengen braucht. Im Gegenteil besteht bei einem zu üppigen Einsatz schnell die Gefahr des Umkippens der Kultur. Zudem führt meiner Erfahrung nach die Verwendung von hefebasierten Produkten (ich denke, Selco ist so eines) bei Überdosierung schnell zu einer Massenvermehrung von Euplotes. Das kann zwar auch bei Fütterung mit Phytoplankton passieren, die Gefahr ist aber geringer.


    Gruß


    Wolfgang

    Die Aquaristik ist eine Liebhaberei, bei der die Liebe im Vordergrund stehen soll und nicht die Haberei!

  • Hallo Wolfgang!


    Danke für deine Tipps. Ich werde mir heute 2-4 Zuchtansätze M. salina übers Internet bestellen und mir im Laden 2 Glasbecken a 12-25l kaufen. Dazu eine Membranpumpe für die Umwälzung. Licht gibt es, denke ich, genug im Raum. Einen Ansatz werde ich mit ArtemioLiquid füttern, der andere bekommt Pollenkörner und dazu AquaUno M von Elos als Bakterien. Mal schauen, ob das gut geht.... Eventuell gibts dann noch DT's Phytoplankton (wenn dort verschiedene Algenarten drinnen sind).


    LG,
    Sandra

  • Hallo Sandra!


    Ich denke, dass auch DTs geht (auch ins Geld :D ). Die ersten Moinas habe ich nur mit Bäckerhefe und einzelnen Haferflocken gezüchtet - auch das geht. Eine Steigerung (auch in der Kostenentwicklung) war dann schon Preis Microplan. Also zur Vermehrung allein bedarf es keiner teueren Mittelchen. Die Vorstellung bei der Gabe "hochwertiger" Nahrung ist vielmehr, dass entweder die Moinas selbst dadurch wertvoller werden oder sie zumindest als Semmel dienen können, mit denen der Leberkäse zum Verbraucher transportiert wird. Bei Meerwassertieren dürfte dieser Aspekt allerdings wichtiger sein, als bei Süßwasserfischen.


    Das mit der Belüftung solltest du dir noch einmal überlegen. Ich kenne nur wenige Leute, die damit (erfolgreich) arbeiten. Die Moinas sammeln sich an der Oberfläche zu dichten Schwärmen, was offensichtlich für die reichliche Vermehrung unabdingbar ist. Wenn nun durch Belüftung aus dem stehenden Gewässer ein fließendes oder gar turbulentes wird, wird die Zusammenrottung wohl gestört. Ich arbeite bei Moinas daher immer ohne. Die Kahmhaut, die sich in den Behältern bildet, ziehe ich von Zeit zu Zeit mit einem Küchentuch ab. Das geht ganz gut und stört die Tiere m. E. weniger, als permanente Umwälzung. Aber du kannst ja einen Parallel-Versuch starten und dann berichten ;-). Wichtig ist Licht (ich verwende LED-Leisten wenige cm über der Wasseroberfläche). Der Moina-Schwarm bildet den Verlauf der Lichtleiste im Wasser recht exakt nach, orientiert sich also daran.


    Gruß


    Wolfgang

    Die Aquaristik ist eine Liebhaberei, bei der die Liebe im Vordergrund stehen soll und nicht die Haberei!

    Einmal editiert, zuletzt von Wolfgang S ()

  • Hallo,


    ich möchte das Thema noch einmal hochholen, auch wenn es schon seit Jahren schlummert. Gibt es neue Erkenntnisse?
    Ich halte nach wie vor nur die Moina-Süßwasservariante M. macrocopa. Ein Neustart mit M. salina ist leider misslungen, weil in den heute erhaltenen 10 Beuteln ausschließlich Copepoden waren. Da hat wohl jemand beim Versender die falschen Beutel als "Moina salina" gekennzeichnet :( .


    Aufgrund meiner Recherchen und Beobachtungen in der Zwischenzeit gehe ich mittlerweile davon aus, dass Bakterien (evtl. auch Pilze) bei der Ernährung der Moinas eine weit größere Rolle spielen als Phytoplankton. Die Frage ist also, wie man eine entsprechende Bakteriendichte erzeugt, ohne sich der Gefahr pathogener Keime auszusetzen. Zudem scheint es bei M. salina günstiger zu sein, die Gefäße zu belüften, was bei M. macrocopa eher kontraproduktiv ist. Kann das jemand bestätigen?


    Gruß


    Wolfgang

    Die Aquaristik ist eine Liebhaberei, bei der die Liebe im Vordergrund stehen soll und nicht die Haberei!

  • Hi Wolfgang!
    Bakterien halte ich in einer Moinaszucht für sehr positiv.
    Belueftung eher Nein, ausser der Wasserstand ist höher als 15cm.
    Hatte ja einige Zeit ungewollt die Moinas in meinem Ueberwinterungsaquarium mit den Tiggerpods.
    Habe viel Wasser gewechselt und sie waren raus aus der Kultur.
    Die Bakterien vermehren sich sehr gut durch abgelagertes Phyto und Spirulina flüssig.
    Hoffe du hast noch welches, sonst gebe ich nächste Woche Rainer was mit. ;)

  • Zudem scheint es bei M. salina günstiger zu sein, die Gefäße zu belüften, was bei M. macrocopa eher kontraproduktiv ist. Kann das jemand bestätigen?


    Hallo Wolfgang,


    seit ein paar Monaten hab ich Moina auch wieder indoor, in den bewährten 12 Liter-Wannen, aber ohne Belüftung. Ich denk, dass Luftblasen für alle Cladoceren ungesund sind.


    Zu den Bakterien: Wie an dieser Stelle schon früher (und in dem Koralle-Artikel aus 2011-02) berichtet bekommen die Salzwasserflöhe bei mir neben Nannochloropsis salina auch Arthrospira fusiformis aus eigener Zucht und Blütenpollen. Die Spirulina essen sie offenbar unmittelbar (man erkennt's recht gut an der Darmfüllung). Bei den Pollen bin ich nicht sicher, da glaub ich, dass die eher Bakteriennahrung sind. Jedenfalls dienen die probiotischen Bakterien des BioPlus (auch davon hab ich hier schon geschrieben) u.a. der Limitierung pathogener Keime und scheinen ihrerseits den Flöhen als Nahrung zu dienen.


    Ich seh ja net gut, und mit dem Mikroskop steh ich auf Kriegsfuß, Beweise hab ich somit nicht wirklich.


    Aber ich freu mich über deine Beobachtung und hoff, dass du die Beweise liefern wirst können :)


    Liebe Grüße
    Linda

  • Hallo Linda,


    hast du schon einmal versucht, die Bakterienpopulation mit Kohlenstoff (Zucker, Wodka, Honig etc.) zu fördern?
    Die Frage geht natürlich auch an alle anderen.


    Gruß


    Wolfgang

    Die Aquaristik ist eine Liebhaberei, bei der die Liebe im Vordergrund stehen soll und nicht die Haberei!

  • Hallo Wolfgang.


    Wenn du mir schon mit der Idee mit dem Alkohol zuvor gekommen bist
    (ist mir gekommen wie ich wieder einmal meinen "Bakterienball" vom Alkdosierschlauch abgesaugt habe),
    habe ich doch noch einen Input:
    habt ihr es schon einmal mit der guten alten Hefe versucht?
    Die ist im Salzwasser lebensfähig, kann sich aber nicht vermehren.


    LG


    P

  • Hallo Paul,


    in früheren Jahren habe ich mangels Alternative fast alle Zooplanktonkulturen mit Hefe gefüttert. Auch heute dient sie mir oft noch als Basis oder zumindest Zusatz z.B. bei meinen Süßwasser-Moinas oder den Brachionus, aber selbst bei Copepoden. Aber es kamen ja immer "modernere" Mittelchen auf den Markt und das Zauberwort hieß plötzlich "Phytoplankton". Das mag für manche Arten auch optimal und vor allem zum Aufwerten der Futterorganismen wichtig sein, für die bloße Vermehrung scheint es mir aber mittlerweile zumindest bei Brachionus und Moina nicht erforderlich und bei letzteren suboptimal. Z.T. verwendete ich Frischhefe, vermehrt aber "aktivierte Hefe". Das ist Trockenhefe, die ich in eine Zucker- oder Traubenzuckerlösung einrühre und einige Zeit stehen lasse, bis sich durch beginnende Gärung Aktivität zeigt. Mit dieser Mischung habe ich immer schon ganz gute Erfolge erzielt, wobei ich mich mittlerweile frage, ob das mehr an der Hefe oder an der bakterienfördernden Zuckerlösung liegt? Mit diesem Mix muss man aber besonders vorsichtig umgehen, weil das Milieu selbst für Moinas schnell zu schlecht werden kann. Aber wenn ich wieder Moina cf. salina besitze, werde ich es bestärkt durch deinen Tipp noch einmal versuchen.


    Gruß


    Wolfgang

    Die Aquaristik ist eine Liebhaberei, bei der die Liebe im Vordergrund stehen soll und nicht die Haberei!

  • Hi Freundinnen der Selbstversorgung,


    nach längerer Suche hab ich kürzlich wieder Moina salina bekommen. Sie haben sich gut vermehrt, sodass ich ein paar Zuchtansätze abgeben kann.


    Wenn wer welche mag, bitte um Nachricht an linda@placetogo.to. Sie müssen halt von Wien 19 abgeholt werden.


    Liebe Grüße Linda

  • Servus Linda,
    in 2 Wochen gerne.
    Leider sind mir meine tigriopus wegen der Hitze im Hof kollabiert...
    Hatten sich gut entwickelt ;-((

    Muß das Becken säubern und wieder hochfahren, und hoffe auf "kühleres" Wetter.

    LG,
    Wolfgang