Servus!
Am letzten Wochenende stand wieder mal eine Kurzexkursion an die Nordadria auf dem Programm. Begleitet wurde ich von Michaela und wie üblich meinem Sohn.
Als Zielpunkt wurde auf anraten eines Forianers ein aufgelassener Hafen gewählt. Die Reise ging zügig und entspannt. Wenn auch die slowenische Mautaufsicht einen extra Obolus, 200m vor der Raststation nach der Grenze, einstreichte. Die haben das wohl bei uns gelernt?
So erreichten wir um 11:15 den Hafen. Und zogen uns mit Blick auf die schneebedeckten Berge das Neopren an. Die Wassertemperatur lag bei 22 Grad. Die Leitfähigkeit bei 50 mS. (Am Vortag regnete es sehr stark.)
Leider wurde das warme Wasser immer wieder von sehr kalten Bereichen unterbrochen. Zum Glück hielt sonst das Wetter. So war es zwar sehr kalt, doch die Sonne schaffte es dennoch uns nach den Schnorcheltouren wieder zu erwärmen.
Der Hafen erwies sich unter Wasser, direkt an den alten Kais, als ziemliche Müllhalde.
Im Hafen liegt in ca. 1 Meter tiefe ein vermodertes Boot mit Stahlspanten und Holzbeblankung. Dieses dient einer Menge verschiedener Röhrenwürmer als Heimat.Eine derartige Dichte von großen Exemplaren konnte ich bisher noch nie in so geringer Tiefe entdecken.
Unter einem Meter ist das Hafenbecken und der Bereich davor nur von dunklem Schlamm bedeckt. Und außer einigen Öffnungen von Röhrenwürmern scheit der Lebensraum eher sehr kahl. Da schon geringe Flossenbewegungen das Wasser in eine undurchsichtige Brühe verwandelt, habe ich auf eine weitere Untersuchung dieser Bereiche verzichtet.
Auffällig ist der dichte Bewuchs mit Seegras von der Schlammgrenze bis knapp unter die Wasseroberfläche.
In den Seegraswiesen tummelt sich das Leben. Auf einigen dazwischen liegenden Steinen finden sich dichte Kolonien von Warzenkorallen. Auch sonst wirken die Seegrasfelder intakt. Und es konnten einige typische Bewohner gesichtet werden.
Der Höhepunkt war sicher, dass Seenadeln bis dicht an die Kaimauer jagen. So konnte auch unsere nichttauchende Begleiterin diese Tiere beobachten.
Bereits im Hafen wird das Seegras immer wieder von kleinen einfärbigen Anemonenfeldern unterbrochen. Diese werden je weiter man den Strand aus dem Hafen folgt immer größer.
Und sind dann Müllfrei eine richtige Augenweide. Die durch die umherstreifenden Partnergrundeln auch mit Farbe erfüllt werden. Es scheint fast so als hätte jede Anemone eine Grundel. So konnte ich auf einem kleinen Sandfleck von ca, ¼ m² über 10 Stück in verschiedenen Alter nebeneinander sehen.
In den Anemonenfeldern liegen die Steine recht lose aufeinander. Und bilden mit den Anemonen eine für mich bisher unbekannten Lebensraum. So flüchten laufend aufgescheuchte Springkrebse nur wenige Schwanzschläge, um unter den nächsten Stein zu deckung zu finden. Ich schätze da leben 3-5 Tiere pro m². Als Highlight konnte ich die Mittelmeerputzergarnele unter und zwischen den Steinen mit ca. 2 Tieren pro m² ausmachen.
Einzelne Grundeln und Schleimfische konnten gesehen werden. Ohne das eine vorherrschende Art ausgemacht werden konnte. Außer den Partnergrundeln scheint jede völlig isoliert zu leben. Dafür kann ich behaupten jede mir bekante und viele unbekannte Grundeln zumindest einmal ausgemacht zu haben.
Eine solche Lebensgemeinschaft war mir bisher nicht bekant.
Wie und warum diese Arten an diesem Platz so dicht beisammen leben?
Eine weitere Besonderheit ist, dass praktisch keine Schlangensterne in der Umgebung gefunden wurden.
Als kleines Highlight konnte ich einen Oktopus fangen und diesen unserer Begleiterin übergeben. Welche die Geschicklichkeit des schlauen Kerlchens unterschätzte und dieser nach wenigen Sekunden der Beobachtung das Weite suchte. Na ja, fürs heimische Nano ist der eh zu groß.
Nach 6 Stunden brachen wir wieder Richtung Heimat auf.
Einiges wurde selbstverständlich mit in das heimische Aquarium genommen.
Die Heimreise ging ungestört von statten und wurde nur von einer nächtlichen Übergabe von Tieren an einen Mittelmeerforianer auf einem Autobahnrastplatz unterbrochen. (Tiermafia lässt grüßen)
Leider ist einer der drei Springkrebse während des Transportes verendet.
Alle anderen Tiere sind wohl auf.
Ihre weitere Geschichte ist dann sicher in den einzelnen Beckenbeschreibungen alsbald nachlesbar.
Ich möchte mich bei Michaela und meinem Sohn für die angenehme Reisegesellschaft bedanken. Nicht viele nehmen 15 Stunden Autofahrt für 6 Stunden am Meer auf sich.
Freue mich schon auf die nächste Tour.
LG. Johannes