Algenrefugium statt Abschäumer

  • Hallo an die Spezialisten,


    Ich spiele derzeit einige Möglichkeiten durch, mein großes Becken (ca. 1200 Liter) zu verbessern. Dabei bin ich auf die Idee gekommen, ob es möglich ist, auch ein so großes Aquarium ohne Abschäumer zu betreiben. Mein Gedanke war, den AS ganz durch ein Refugium zu ersetzen.
    Meine Fragen sind daher:
    Ist es überhaupt prinzipiell möglich, die Funktionen des AS, insbesondere den Eintrag von Sauerstoff, auf diese Weise auszugleichen?
    Wie groß müsste ein derartiges Algenrefugium dimensioniert werden?



    Vielleicht kann mir jemand mit praktischen Erfahrungen weiter helfen.


    Besatz wären: Weichkorallen, Röhrenkorallen, ein paar SPS, Anemonen (Crassa, Quadricolour rot, C. Gigantea), Gorgonien, eine Menge Fische


    Liebe Grüße
    Christian

  • Hallo Christian!


    Grundsätzlich wird's bei "einer Menge Fische" (bitte Fischliste!) schwierig ohne Abschäumer. Da müsstest Du meiner Meinung nach ein riesiges Algenrefugium, das sicher Deine räumlichen Möglichkeiten übersteigen würde, dazuschalten.


    Liebe Grüße


    Harold

  • Hallo Harold,


    Fischbestand*: 1/6 Pseudanthias squamipinnis
    1(?)/6 Chromis viridis (kein einziger Ausfall, schönes Schwarmverhalten)
    1/1 Pterapogon kauderni (nicht sicher, ob ein Paar, schwimmen immer gemeinsam)
    1/1 Amphiprion ocellaris
    0/0/1 Cirrhitichthys Falco (ca. 10 Jahre alt, mein erster MW-Fisch, unverwüstlich)
    0/0/1 Chelmon rostratus (seit 6 Jahren bei mir)
    0/0/1 Pseudocheilinus hexataenia (gleich nach dem Falco eingesetzt)
    0/0/1 Zebrasoma flavescens (gleichzeitig mit dem chelmon eingesetzt)
    0/0/1 Ctenochaetus strigosus (nur ein Auge, vor dem sicheren Tod gerettet, mittlerweile dick und rund)
    0/0/1 Acanthurus leucosternon (seit ca. 3 Jahren, wächst und gedeiht - der Chef im Becken)
    0/0/1 Paracanthurus hepatus (vor einem 300 Liter Becken bewahrt)
    0/0/1 Meiacanthus grammistes (absolut faszinierender Fisch!!!)


    Gefüttert wird 4x täglich Granulat per Futterautomat, 1-2x täglich Frostfutter gemischt, Algenblätter und Algentabs


    *Ich weiß, viel Fisch, hat sich über die Jahre so ergeben, war sicher nicht so geplant, aber ich möchte meine Bande nicht mehr missen. Das Schwarmverhalten ist einzigartig (Chromis und Fahnenbarsche schwimmen gemeinsam) und auch die Großen schwimmen total entspannt und zeigen natürliche Verhaltensweisen, wohl weil die Anwesenheit der Fische im Freiwasser Sicherheit signalisiert. Macht total Freude, das zu beobachten. Der Aufbau ist mittig angelegt (das Becken ist 1m tief) und besteht aus 2 "Inseln" mit vielen Höhlen und Verstecken. Volumen ca. 1200l netto.
    Verwendet wird ganz selten moderat Ozon nach Arbeiten im Becken, keine UVC. Wasserwechsel ca. 100l wöchentlich, keine sonstigen Zugaben.
    Der Paletti wird sicher wieder übersiedeln (ist jetzt ca. 12 cm groß), wenn ein geeignet großes Becken zur Verfügung steht. Ich merke, dass ihm die "Bude" definitiv zu klein ist. Na ja, ich hab es nicht übers Herz gebracht, dass er in 300l verkauft wird.


    Meine Überlegung ist, da mein Abschäumer fast nichts abschäumt und öfters herumzickt (Blaseneintrag nach Fütterung und Wasserwechsel, manchmal Überschäumen, dann wieder gar nichts) und ich wegen der hohen Biomasse auch noch zwei zusätzliche große Topffilter zur mechanischen und biologischen Filterung verwende, den Abschäumer durch ein Refugium zu ersetzen. Gefiltert wird derzeit über mechanische Medien und Zeolith, etwas Kohle.
    Wie weit kann ein Algenrefugium den biologischen Austrag der Fische in diesem Umfang aufnehmen und wie sieht es mit der Sauerstoffversorgung dann aus, wenn kein Abschäumer nebenher läuft?
    Strömung/Umwälzung sind ca. 20.000 Liter/Stunde.
    Ich weiß ja, dass deine Becken ohne Abschäumer laufen, interessant wäre, ob das Prinzip auch bei großen, stark besetzten Becken umsetzbar ist, oder ob wir da an die Grenzen der biologischen "Reinigung" stoßen, von Wasserwechseln einmal abgesehen.


    Liebe Grüße
    Christian

  • hast du schon mal über DSB nachgedacht?


    siehe auch hier... Das erste Meerwasserbecken


    hier noch ein paar geniale links zum thema...


    http://reefkeeping.com/transla…erman/2003-06/rs/feature/


    http://www.ronshimek.com/deep_sand_beds_deutsche.html


    http://www.reefland.com/2012/0…-in-your-marine-aquarium/



    PS: betreieb seit jahren meine becken damit und hatte noch nie probleme...


    LG
    Patrick

    "Denn nur was wir kennen und lieben, schützen wir!!"


    "Es gibt keine dummen Fragen, nur Dumme die nicht fragen!!"

  • Hallo Patrick,


    Danke für die Antwort und die interessanten Links.
    Betreibst du deine Becken gänzlich ohne AS?
    Wenn ich das DSB vielleicht mit etwas gutem LS und einer Menge Algen im TB betreibe, wie groß sollte dieses dann deiner Meinung nach mindestens bei einem 1000l+ Becken sein, um effektiv wirken zu können? Ich hätte ca. 60l im TB zur Verfügung, wenn ich den AS entferne.
    Bzw. welcher Durchfluss wäre zu empfehlen?


    Danke und liebe Grüße
    Christian

  • Hallo an alle,


    Reinhard:
    Danke für deine Antwort. Die mechanische Filterung erfolgt durch feine Filterwatte, die alle paar Tage ausgetauscht wird. Der Rollermat ist da sicher komfortabler, erzielt aber die selbe Wirkung. Mir geht es eher um die Verbesserung der chemischen bzw. Biologischen Prozesse.


    @Harold:


    Ja, warum etwas ändern? Never change a Running System.
    Ich überlege aber, den Platz im TB vielleicht effektiver nutzen zu können, da ich mit meinen Abschäumern schon seit "immer" nicht wirklich zufrieden bin. Vielleicht gibt es natürliche, bessere Wege.
    Das bedeutet aber nicht, dass unbedingt jetzt etwas auf Biegen und Brechen verändert werden muss.
    Aber das Bessere ist der Feind des Guten.


    Liebe Grüße
    Christian

  • Hi Christian,


    Welchen AS hast Du denn in Betrieb? Bei so vielen Fischen würde ich auf jeden Fall einen AS zusätzlich laufen lassen. Algenrefugium oder DeepSandBed gehen ja trotzdem....
    Unser Mini BK holt ziemlich viel Dreck raus, trotz wenig Fischbesatz. Bläschen, nicht abschäumen, usw. spielt der auch nie.
    Wenn also Platz genug ist würde ich mir also zB einen anderen AS überlegen.


    lg,
    Sonja

  • Danke für deine Antwort. Die mechanische Filterung erfolgt durch feine Filterwatte, die alle paar Tage ausgetauscht wird. Der Rollermat ist da sicher komfortabler, erzielt aber die selbe Wirkung. Mir geht es eher um die Verbesserung der chemischen bzw. Biologischen Prozesse.


    Hallo Christian!
    Wenn man den Berichten glauben schenkt das ist der Vliesfilter schon viel effektiver.
    Es wird eben alles an Schwebstoffen sofort aus dem System entfernt ohne vorher in NO3 oder Po4 oxidiert zu werden.

  • Hallo!


    Das Thema mit dem Alegenrefugium finde ich sehr interessant!


    Ich selbst habe ein 200l Aquarium mit einem 50l Refugium, darin sind Caulerpa und Miracle Mud.
    Habe nie einen Abschäumer benutzt, allerdings ist mein Becken ja auch kleiner :p
    Habe größtenteils SPS und ein paar LPS Korallen.
    Falls sich die Möglichkeit für eine Vergrößerung ergibt, würde ich es wieder so machen.
    Die Relationen von Refugium und Hauptbecken sollten halbwegs zusammen passen. (:


    Wünsche noch einen schönen Tag!


    LG Bernhard


  • Jein mit Einschränkungen.
    Der Abschäumer entfernt im Prinzip Tenside. Tenside sind Moleküle die einen positiv und ein negativ geladenes "Ende" haben. In der Praxis sind das Amminosäuren (als recht große komplexe Molekule - deshalb auch Eiweißabschäumer), es werde aber auch Bakterien und Algen mit abgeschäumt.
    Das Algenrefugium schäumt dann d

  • Hallo,


    Wenn ich die Maße von Bernhards Beitrag hochrechne,würde ich auf ein Algenrefugium von mindestens 300l kommen. Das übersteigt mein Platzangebot bei weitem.
    Schade, so wird das wohl nichts, höchstens zusätzlich als Ergänzung zum Schäumer ein kleineres.
    Dabei hätte mich das Prinzip der biologischen Filterung schon gereizt. Außerdem würde auch vielleicht Futter für die Docs beim Algen ausdünnen anfallen.
    Der Rollermat ist sicher auch interessant, ich muß aber erst genau ausmessen, ob ich den im Unterschrank einbauen kann. Ansonsten heißt es weiter regelmäßig Watte wechseln.


    Danke für eure Beiträge, an Erfahrungen in dieses Richtung bin ich weiterhin interessiert.


    Liebe Grüße
    Christian

  • Hi Christian,
    ein Algenrefugium hat eigentlich immer Vorteile.
    Egal ob zur Nährstoffreduktion, oder einfach um Zooplankton ins Becken zu bringen.


    Natürlich funktioniert es nicht wie ein AS, sondern kann nur bestimmte, bereits umgewandelte Stoffe binden.
    Da ist ein Rollermat was ganz anderes.
    Wobei sich die Frage stellt, wollen wir alles gleich raus bekommen, oder bieten wir dem Becken auch Nährstoffe, die es auf natürliche Weise umsetzen kann,
    und die dann wieder der natürlichen Nährstoffversorgung dienen...


    Einfach eine Frage von Besatz und dem eigenen Beckenverständnis.


    LG,
    Wolfgang

  • Hallo Wolfgang,


    meine Bedenken gehen auch in die Richtung, dass der Rollermat aufgrund der hohen Vliesdichte auch viele gute Wasserbestandteile entnimmt. Die Gefahr einer Nährstofflimitierung ist bei mir aufgrund des hohen Besatzes zwar nicht gegeben, aber ich möchte auch nicht, dass mein Aquarium zu „künstlich“ durch den hohen Austrag wird.
    Das Algenrefugium soll ja auch mehr „Natur“ für das Becken produzieren.


    Es gibt ja durchaus Beispiele, wo es ohne Abschäumer gut läuft, aber ab einer gewissen Größe und entsprechendem Besatz geht es wohl ohne AS nicht wirklich bzw. es wird zu aufwendig und platzintensiv.
    Derzeit benutze ich einen älteren AS von ATB, der tut was er soll, quittiert aber die 4 täglichen Fütterungen von Flocken und Granulat per Automat mit hektischer Blasenentwicklung, ebenso nach Wasserwechseln. Dasselbe hatte ich auch schon mit AS von Tunze und Deltec, offenbar werden die Dinger und ich nicht wirklich Freunde :-))))


    Liebe Grüße
    Christian

  • ..... das Algenrefugium greift erst wenn die "Schadstoffe" schon weiter abgebaut sind und in Prinzip als Nitat, Phospat, Kalium und Spurenelemente (also als vile kleinere Moleküle) verfügbar sind.


    Das Refugium braucht daher Nährstoffe im Aquarium, die ein Abschäumer schon entfernt bevor es überhaub Nährstoffe werden.
    Die Ausnahme bilden dabei die Stoffwechselprodukte der Tiere, die "bekommt" der Abschäumer nie.


    Vor der alten Weisheit "der Beste Filter ist der Küble des Aquarianers" halte ich den Abschäumer für ein "Geschenk Gottes" und sehe keine Grund ein Becken ohne Abschäumer zu betreiben (außer man braucht ihn nicht weil man keine oder kaum höheren Tiere halten will).
    Ich bin zwar ein glühender Vefechter von Abschäumern, allerdings nicht von den Hig Tech Geräten, sondern von den "guten Alten" mit dem Lindenholzausströmer. Ersten weil ich recht schlampig bin
    und es deshalb einfach halten wir und zweitens, weil ich versuche mein Becken "thermisch zu optimieren" und das bedeutet so wenige Tauchpumpen wie möglich und die auch nur mit möglichts geringen
    Motorleistungen (Erspart bzw. vereifacht die Kühlung im Sommer)
    Noch ein Grund, aus ökologischen Gründen hab ich ohnehin schon ein schlechtes Gewissen mit meinem Aquarium, da ist mir eine 5 W Luftpumpe lieber wie ein Refugium mit einer wesentlich leistungsintensivernen
    Beleuchtung (auch LEDs sind da kein Wundermittel!)
    Ein kleine Algenrefugium halte ich allerdings schon für sinnvoll, es erweitert das Syste und puffert - in der Nacht beleuchtet - etwas den pH Wert.


    Wenn das Bechen älter wird, wirst du mit hoher Wahrscheinlichket über einen Phospahtadsorber und einen "Nitratfilterung" (z.B. Alkoholdotation) ohnehin nicht herumkommen.
    Pass auf, dass du diesen Zeitpunkt nicht verpasst. Ich habe dabei einiges an Lehrgeld bezahlt.

    Ich hoffe du erkennts es jetzt als fertig an und konnte dir etwas weiterhelfen.


    LG


    P